© Sabine Ibing, Lorib GmbH         Literaturblog Sabine Ibing
Autorin Sabine Ibing
Ein Frühschoppen in der Galerie ARTAe, häuslich bei den Galeristen, urgemütlich, lauschen wir Jürgen Roth und Thomas Kapielski: Politisches, Satirisches, Humorvolles. Thomas Kapielski liest aus »Leuchten - A - und So - phorismen«, ein Notiz- und Erzählwerk, Gedanken, Anekdoten, Betrachtungen. »Ein Tag ohne Bier ist wie ein Tag ohne Wein.« Kapielski veröffentlichte ab den 1990er Jahren Texte u. a. in der Zeit, der FAZ, der Frankfurter Rundschau. Er arbeitet als Schriftsteller, Künstler, Musiker (Mitglied im »Original Oberkreuzberger Nasenflötenorchester«) und Dozent. Je finsterer die Zeiten, desto mehr tun Leuchten not: sei es zur Erhellung oder Aufhellung, als Irrlicht, Vorschein oder Nachglühen, oder um dunklen Dämonen (bisweilen auch inneren) heimzuleuchten. Mit seinen A- und So-phorismen setzt Thomas Kapielski sein literarisches Notiz- und Erzählwerk fort, als Lichterkette aus Gedanken, Skizzen, Betrachtungen, Anekdoten und allerhand »Luftgebäu«. Ganz neu diesmal die »Frimmels«, mehr oder weniger überlieferungsfromme Fantasiestücke in Mono- oder Dialogform, die neben anderen Wagner und Nietzsche, Siemens und Helmholtz, Wittgenstein und Frege oder Karoline von Günderrode in neuem Licht erscheinen lassen. Jürgen Roth liest aus seinen beiden neuen Werken »Kritik der Vögel« und »Wir sind Bier«. Es stellt sich die Frage,«schimpfen Vögel und sind sie sozial integrierbar und wieso ist der Specht nicht der Schutzpatron der Handwerker?« Ein wunderschöner Vormittag, der die Lachmuskeln strapazierte, und wir mit einem Stapel Bücher hinausspazierten. In dem Künstlerbuch „Wir sind Bier“ begegnen sich auf eine gelungene, witzige und intelligente Art und Weise über 40 Abbildungen ausgewählter Bilder der Serie Trinkgedächtnisse des Leipziger Malers Metulczki und die poetische, pointierte und kritische Biertypologie des in Frankfurt lebenden Schriftstellers Jürgen Roth. Die Poesie des Bieres widmet sich einigen schönen Aspekten und abgelegenen Winkeln des unermeßlich weiten Bierkosmos. Das Buch unternimmt Exkursionen in fränkische Bockbierparadiese, an die Ränder der Bierprovinzen und in die Zentren der Gastwirtschaften, erzählt von Tresengesprächen und gewaltig konfusen Bierdiskursen. Auch klärt es, was es mit dem Satz "Laß uns ein Bier trinken gehen" auf sich hat. Und zwar ein für allemal.
Leipziger Buchmesse 2017 Messerückblick  Sabine Ibing Teil 2              hier geht es zu Teil 1
Diskussion zum Thema Flüchtlinge und Zukunft mit Olga Grasnowa, Birk Meinhardt, Cemens Meyer und Klaus Schöffling Olga Grasnowa beschreibt in ihrem Roman »Arabischer Frühling« einen Syrer, plastischer Chirurg, der nach Syrien reist, um sein Visum für Frankreich zu verlängern. Dazu kommt es nicht, es ist Krieg. Er und seine Freundin in Paris verlieren sich, denn Hammoudi braucht 3 Jahre, um zurückzukommen, sitzt nun in einer Flüchtlingsunterkunft in Ostdeutschland. Birk Meinhardt hat eine zweiteilige Berliner Chronik geschrieben, 1973-89 und 1989-2001, »Brüder und Schwestern«. Es geht vor der Wende, nach der Wende, um opportunes erhalten und Aufrichtigkeit. Clemens Meyers Erzählband »Die stillen Trabanten«, befasst sich lyrisch, poetisch mit Figuren am Rand der Gesellschaft, die verlorengingen, vergessen und verzweifelt. Klaus Schöffling leitet den gleichnamigen unabhängigen Verlag, der letztes Jahr mit »Frohberg« den Preis der Leipziger Buchmesse gewann und dieses Jahr den für die beste Übersetzung, ebenso dies Jahr den »Kurt-Wolf-Preis« (Auszeichnung für unabhängige Verlage) erhielt. Schöffling glaubt, dass kleine Verlage demnächst kaum eine Chance haben, und damit eben auch gute Literatur, die neben dem Mainstream verlegt wird, immer Chancen haben wird. Er sagt diesbezüglich eine düstere Zukunft voraus. »Die VG-Wort- Ausschüttungen und die Angriffe auf das Urheberrecht ziehen den Häusern den Boden unter den Füßen weg. Deutschland benötigt eine kontinuierliche Förderung von Verlagen.« Das Thema wurde weniger besetzt, letztendlich ging es nur um die Bücher, Schöffling um die unabhängigen Verlage.
Kurzer Besuch beim Unionsverlag. Ich liebe diesen Schweizer Verlag und seine wunderbaren Bücher. Gerade habe ich Sylvaine Prudhommes wunderbares Buch „Ein Lied für Dulce durchgelesen, vernehme ich, am 29.05.2017 kommt Sylvaine Prudhomme nach Winterthur. Aber das ist nicht alles, die Lesung wird von Malan Mane und Djon Motta, Sänger und Musiker der legendären Band Super Mama Djombo, musikalisch begleiten. Zweisprachige Veranstaltung. Aus der deutschen Ausgabe liest Dominik Dusek. Gibt noch Termine in Basel, Tübingen, München, Salzburg, siehe Verlagsseite zum Buch. Bei Emons geschaut, was es für neue Krimis gibt und festgestellt, klein aber fein, wirklich nur die ganz neuen Bücher zu finden.
Aurélie Bastian im Gespräch zu ihrem Buch »Französisch Backen«. Frisch aus der Presse habe ich zu Hause das Buch durchgeblättert und war gespannt auf die Autorin. Und Neues dazugelernt: »Ihr Deutschen habt die Eier immer im Kühlschrank. Eiweiß nimmt das beim Schlagen sehr übel. Das braucht Zimmertemperatur, damit es nicht zusammenfällt.« Das Buch gefällt mir, da Aurélie Bastian die Familienrezepte modernisiert hat, fettreduziert und vereinfacht, Tipps gibt. Croissant, Baguette, Blätterteig, Brandteig, von Kleingebäck über Kuchen zur Torte, alles ist dabei. Und Macarons sind kleine Prinzessinnen, sagt sie, schnell verschnupft, wenn man sie nicht gut behandelt. Mann muss mit viel Zeit und Liebe vorgehen.
Doch das ist ja nicht alles. Auerbachs Keller und das dazugehörige Mephisto ist Pflicht. Wie immer spielte jemand mitten auf dem Marktplatz Klavier und in der Fressgasse wie immer Möglichkeit zum Draußensitzen. Südfriehof hatte dieses Jahr keine interessante Lesung für mich und auf »Herland« im Cabaret habe ich dieses Jahr zugunsten anderer Dinge verzichtet. Leipzig ist immer eine Reise wert. Resümee: Die wirklich guten Bücher findet man selten bei den ganz großen Verlagen. Das Umsehen bei den kleineren und unabhängigen Verlagen lohnt sich!
Wo immer man ½ von Ini Lorenz trifft in Leipzig, immer was zu futtern in der Hand.
Und wie immer, zur Bundesbibliothek, die angeforderten Buchexemplare abgeben.