© Sabine Ibing, Lorib GmbH         Literaturblog Sabine Ibing
Autorin Sabine Ibing
Interview mit Dorothea Böhme (von Sabine Ibing) Dorothea Böhme, geboren 1980 in Hamm, zog es für ihr Studium in die Welt hinaus. Nach Aufenthalten unter anderem in Tübingen, Quito und Triest kam sie schließlich nach Klagenfurt. In Kärnten siedelte sie ihre Kriminalromane um Chefinspektor Reichel an, ihre Reiselust inspiriert sie aber auch beim Schreiben ihrer anderen Figuren. Nach einem längeren Aufenthalt in Ungarn lebt sie nun in Stuttgart und hat dort ebenfalls „kriminalistische Wurzeln“ geschlagen: Ihr Roman „Schwabenbräute“ erscheint im Juli 2016 im Gmeiner-Verlag. Dorothea Böhme schreibt neben Krimis spritzige Unterhaltungsliteratur für Frauen. S.I.:  Du liebst Musik und Tanz. Und nun hast du angefangen Klarinette zu spielen. Wie gut kommst du voran und was sagen die Nachbarn? D.B.:  Meine Nachbarn waren tatsächlich sehr, sehr nett! Ich habe keinerlei Beschwerden bekommen – aber ein so furchtbar schlechtes Gewissen, dass ich mittlerweile die Klarinette an den Nagel gehängt und stattdessen wieder mit Theaterspielen angefangen habe. Sie fragen sich zwar vermutlich, was für endlose Selbstgespräche ich führe, aber das ist immerhin nicht so laut ;-) S.I.:  Du singst auch leidenschaftlich gern. Lämbelästigung oder singen die anderen mit dir mit? D.B.:  In der Öffentlichkeit singe ich nicht! Das würde ich niemandem zumuten! :D S.I.:  Der betagte und reiche Glenn Hinrichsen, findet sein eigenes Testament. Leider ist es nicht von ihm verfasst worden. Ein paar Stunden später stirbt der Onkel. Die gierige Familie ist scharf auf die Lebensversicherung und konstruiert einen Einbruch. Und nun geht es richtig rund. Chefinspektor Reichel und sein eifriger Assistent Huber treten auf den Plan. Was magst du uns über dein Buch berichten? D.B.:  Mein Krimi „Meuchelbrut“ gehört zur Reihe um Chefinspektor Reichel, die in Kärnten spielt – es sind sehr skurrile Krimis mit viel (schwarzem) Humor, die eher für Fans lustiger Bücher als für die Nagelkau-Fraktion sind. Meuchelbrut spielt innerhalb einer reichen Familie, die eine ungewöhnlich hohe Sterblichkeitsrate aufweist. Glenn, ältestes Familienmitglied und Besitzer der Villa, in der die Familie lebt, wird misstrauisch, als er sein eigenes Testament findet, und beginnt Nachforschungen anzustellen. Dabei kommen ihm sowohl der Chefinspektor als auch eine „undercover“ ermittelnde Versicherungsagentin in die Quere, was für so einige Turbulenzen (und weitere Todesfälle) sorgt … S.I.:  Mittlerweile ist Oberinspektor Reichel pensioniert. Aber die Kriminalfälle lassen ihn nicht ruhen, wie wir in „Tragödienstadl nachlesen können. Was ist der Unterschied zwischen dem polizeilich ermittelnden Kriminalen und dem Pensionär? D.B.:  Kein allzu großer: Auch vor seiner Pension hat Reichel mit allen Mitteln versucht, die Arbeit von sich fernzuhalten – aber sowohl im aktiven Dienst als auch im Ruhestand werden diese Pläne von seinem enthusiastischen Assistenten Huber durchkreuzt, der es irgendwie dann doch jedesmal schafft, so etwas wie Arbeitseifer in Reichel zu entfachen. Allerdings gibt es mittlerweile einen Nachfolger, Chefinspektor Wilkinson, dem weder Reichel selbst noch sein Assistent Huber so ganz grün sind … S.I.:  Auf dem falschen Dampfer hat es dich in die Unterhaltungsliteratur verschlagen. Drei Schwestern an Bord, eine davon unfreiwillig. Verfeindet können sie sich an Bord nicht ausweichen, Geheimnisse, die versucht werden zu vertuschen. Ein Buch über Freundschaft, klassische Unterhaltungsliteratur. Worum geht es hier? D.B.:  Das hast du im Grunde schon super zusammengefasst! Wichtig wäre vielleicht noch zu erwähnen, dass in „Auf dem falschen Dampfer kommt man auch ans Ziel“ auch die Liebe nicht zu kurz kommt ;-) Es ist ein heiterer Roman mit ganz leichten ernsten Untertönen, in dem es um das Thema „Familie“ und Geschwister geht, Freundschaft und eben den Mann fürs Leben. S.I.:  Hast du schon einmal eine Kreuzfahrt gemacht, wenn ja wohin? Wenn nein, wie kann man sich das Leben auf dem Schiff vorstellen, wenn man nie dort war? D.B.:  Nein, eine Kreuzfahrt habe ich noch nicht gemacht – ich war mal segeln, das heißt, das Leben auf dem Schiff mit allerdings deutlich weniger Komfort habe ich mal erlebt ;-) Ansonsten habe ich mich soweit es ging über Freundinnen und Reisebüros informiert: Das Wichtigste war mir, diese „klaustrophobe“ Situation zu schaffen, einen Urlaub, aus dem es sozusagen kein Entkommen gibt, und die Schwestern vor ihren Problemen miteinander nicht weglaufen können, sondern mit sich konfrontiert werden. Das ging am Besten mit diesem Kreuzfahrt- Setting, weshalb ich mich dann auch dafür entschieden habe. S.I.:  Welches Genre liegt dir mehr, Krimi oder Frauenliteratur? D.B.:  Am liebsten beides! ;-) Also, ganz ehrlich, ich schreibe meist im Wechsel, einmal Krimi, einmal Liebesroman. In meinem im Juli erscheinenden Krimi „Schwabenbräute“ habe ich dann beides verbunden …  S.I.:  Wie stark lebst du mit deinen Romanfiguren? Kannst du sie verlassen, dich einem anderen Thema zuwenden, solange ein Roman noch nicht fertig geschrieben ist? Arbeitest du parallel? D.B.:  Ich kann immer nur einen Roman gleichzeitig schreiben! Ich muss ganz „drin“ sein, in der Geschichte, in den Köpfen der Protagonist_innen. Manchmal träume ich dann davon, wie die Geschichte weitergeht … S.I.:  Es gibt eine Menge Möglichkeiten, sich künstlerisch auszudrücken. Warum ist es bei dir das Schreiben? D.B.:  Nun ja, im Gegensatz zur Klarinette beschweren sich beim Tippen meine Nachbarn nicht … ;-) Ich habe immer schon gern Geschichten gesponnen und erzählt, da hat sich das dann einfach so ergeben. S.I.:  Wie lässt du aus deinen Figuren echte Persönlichkeiten entstehen? D.B.:  Mit ein paar kleineren bis größeren Eigenheiten, ein bisschen Skurrilität und etwas Charme ;-) S.I.:  Sind es nicht tragische Geschichten, die in der Weltliteratur erhalten bleiben, wie Madame Bovary, Romeo und Julia, Effi Briest? Ist es nicht die Tragik, die die Menschen berührt? Warum schreibst du lockere, humorvolle Bücher? D.B.:  Das stimmt. Aber ich habe nicht den Anspruch, Weltliteratur zu schreiben. Ich möchte den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, ich möchte jemanden in einer langweiligen Stunde unterhalten, über Liebeskummer hinwegtrösten, während einer Krankheit die Zeit versüßen … ich freue mich einfach, wenn jemand mein Buch weglegt und sagt „Ich habe Spaß gehabt“. Das ist mein Ziel. Mehr will ich nicht. Aber ich finde, das ist auch gar nicht mal so wenig.  S.I.:  Ich weiß, du liest gern. Deine Empfehlung von drei Büchern, die dir in den letzten Monaten gut gefallen haben: D.B.:  Das ist zwar nicht aus den letzten drei Monaten, aber ich *muss* es einfach empfehlen: Daniel Glattauer „Geschenkt“, eines der besten Bücher überhaupt, warmherzig, lustig und einfach nur wunderbar <3 Und dann fand ich „Kellerkind“ von Nicole Neubauer ganz toll, ein Thriller mit wirklich interessanten Ermittlern, einem mysteriösen Fall und ganz viel Atmosphäre!Als drittes würde ich Juli Zeh empfehlen, „Corpus Delicti“, weil Juli Zeh einfach hervorragend ist! S.I.:  Sicher gibt es auch Neues von Dorothea Böhme zu berichten. Was können wir von dir erwarten und wo findet man die Termine zu deinen Lesungen? D.B.:  Über einen Besuch auf meiner Homepage www.dorotheaboehme.de freue ich mich immer! (Und ups, da fällt mir ein, dass ich die mal wieder aktualisieren müsste ;-) ) S.I.:  Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen. Zu den anderen Interviews