Autorin
Sabine Ibing
Cruelty - Ab jetzt kämpfst du allein
von Scott Bergstrom
Der Anfang: »Die Jungen warten jetzt gespannt auf die
Hinrichtung. Sie sitzen ganz verzückt da, gierig wie die Schakale,
und warten darauf, dass das Beil fällt.«
Das Buch ist flott gelesen, du wunderst dich, ganz schnell die Hälfte
durchgelesen zu haben. Der Plot bietet allerdings nichts, was man
schon zigmal gelesen hat., passt auf einen Kinderfahrschein.
Gwendolyn Blooms Mutter ist seit 10 Jahren verstorben. Als
Diplomatenkind ist Gwen häufig umgezogen, hat in Moskau, Paris
usw. gelebt, spricht fließend Französisch, Russisch, Arabisch,
Englisch und ein wenig Deutsch. Derzeit leben die beiden wohnen in
New York. Gwen wird in der Schule gemobbt, wehrt sich nicht, hat im
Allgemeinen Probleme mit dem Selbstbewusstsein und nimmt häufig
Psychopharmaka gegen Depressionen. Der Vater muss für drei
Tage beruflich nach Paris reisen, wie so häufig. Doch diesmal
kommt er nicht zurück, er ist in Paris verschwunden. Das CIA steht
vor der Tür und Gwen erfährt, der Vater hat keinen Bürojob, wie er
ihr vorgaukelte, er arbeitet für den CIA. Die Wohnung wird auf den
Kopf gestellt. Irgendetwas suchen die Agenten. Gwens Tante aus
Texas kommt, will das Mädchen mitnehmen, das noch nicht
volljährig ist. Wie alt sie ist, erfährt man erst am Ende, man weiß
lediglich, ihr Schulexamen steht bevor. Gwen entschließt sich, auf
eigene Faust nach Paris zu fliegen, den Vater zu suchen. Ein
Freund des Vaters, der früher beim Mossad gearbeitet hat, ist
behilflich, vermittelt ihr eine Kontaktfrau. Wir erfahren die
Geschichte aus Gwens IchPerspektive. Bis zur Mitte des Romans
dachte ich, nach einem Jugendroman gegriffen zu haben. Doch
dann gab das Buch eine Wende, die ich anfänglich nachvollziehen
konnte, zum Ende allerdings nur noch mit dem Kopf schütteln
konnte. Das Buch ist spannend, temporeich, es liest sich gut, aber
man darf nicht darüber nachdenken ... Mir ging es so, dass der
Denkprozess erst am Ende einsetzte und im Nachgang. Und dann
blieb für mich nichts mehr übrig von dem Buch, als Absurdität und
eine billige, klischeehafte Geschichte, tausendmal bereits erzählt.
Für meinen Geschmack hat sie das Rätsel um die Aufzeichnungen
ihres Vaters zu schnell gelöst, aber nun ja, dachte ich. In Paris wird
sie von einer ehemaligen Mossad-Agentin aufgenommen und
trainiert. Das fand ich interessant, denn sie lernt den Staßenkampf,
lernt, mit weiblichen Methoden zu punkten. Sie schlägt sich nicht mit
irgendwelchen Kampfattacken, sondern bedient sich Dreh- und
Hebwirkung, Gelenke drehen, Finger drehen, auf bestimmte Punkte
treten, den Hals angreifen. Wer ein wenig Kampfsport gemacht
hat, weiss, so kann man Ungeübte flachlegen, Finger und Arme
brechen. Bis hierhin hat mir das Buch gefallen. Allerdings empfand
ich die Auferstehung der depressiven, schwächelnden Gwyn zum
Kampfsporttiger etwas schnell, zu unwahrscheinlich.
»Irgendwas Komisches geht in meinem Bauch und meinem Kopf
vor, all der Schrecken, den ich von dem Moment an erlebt habe, ich
herausfand, dass mein Dad gekidnappt worden ist - tut was?
Verändert sich?«
Alles was jetzt kommt ist energiegeladen, schnell, spannend, aber
psychologiescher Humbuk, triviale Klischees, ein nicht glaubhaftes
Geschehen. Gwyn fährt von Paris weiter in andere Städte Europas,
und findet, oh welcher Dusel, oh, welcher Zufall ... immer gleich die
richtigen Hinweise und die richtigen Personen. Sie verkloppt
reihenweise schwergewichtige Muskelpakte, weil diese Zuhälter
und Gangster auch so fürchterlich kampfunerfahren sind ... och
nö. Und was sie zum Ende vollbrigt, ist einfach nur noch eine
Lachnummer, erinnert an einen Alien, nicht an einen Menschen.
Der Autor hätte sich besser durch einen Psychologen beraten
lassen sollen. Was als Jugendbuch anfängt, endet als Massaker.
Ich weiss nicht genau, für welche Zielgruppe das Buch geschrieben
ist. Jugendlichen sollte man es nicht in die Hand geben, für den
Actionfan ist der Anfang zu seicht. Die sympathische Gwyn mutiert
zum Monster, unglaubwürdig, unsympathisch, gaga Superfrau.
Lieber Herr Bergstrom, im letzten Drittel haben sie die Story voll
verbockt!
»Ich bleibe einen Augenblick auf dem Boden liegen und fokussiere
mich auf das Blut. ›Ich bin hart genug‹, sage ich. ›Hart genug
wofür?‹ ›für das, was zu tun nötig ist.‹«
In der Verlagsankündigung las ich von korrupten Machenschaften
aus Waffenschmuggel, Dogenmafia, Menschenhandel, Mord, Raub,
Verschwörung und Auftragsmorde. Ja, das kommt am Ende auch
mal vor. Das organisiertes Verbrechen, »Mafia«, betreibt
Menschenhandel mit Frauen und Waffengeschäfte, Informationen,
die ich ohne dieses Buch nie bekommen hätte? Die Figuren ist so
was von klischeehaft, dass ich am Ende nur noch schmunzeln
konnte. Und Gwen? Eine Figur, bei der der Anfang nicht zum Ende
passt. Der Polt insgesamt völlig unglaubwürdig, mit einer Heldin, die
Flügel und Fäuste bekommt, der alles gelingt, allein oder mit
daherfliegenden Helferlein, die ihr gerade im passenden Moment
über den Weg laufen. Kein Stein, nicht mal ein Stöckchen liegt Gwen
im Weg. Nachgedacht oder Krach-Bum-Zack- Problem gelöst oder
reliminiert.
Das Buch ist spannend, eine nette Unterhaltung. Wer gern
Supermann liest und auf geladene Action steht, dabei nicht
nachdenken mag, für den ist dieses Buch genau das richtige
Lesefutter. Zack- bum - krach - knack. Zumindest haben wir hier
eine weibliche Heldin, die zackig und ohne Gewissen erkämpft, was
sie haben will. Als Bond*ine verfilmt könnte es ganz nett werden mit
Special Effekts ...
+++++ Spoiler +++++ +++++ Spoiler +++++ +++++ Spoiler +++++
Nicht weiterlesen, wenn du das Buch lesen willst!!!
Am Anfang bricht Gwen in ein Lagerhaus ein, ihr kluger Freund löst
schwer knackbare Cods ... na ja, dachte ich, hoffentlich geht es
nicht so einfach weiter für Gwen. Aber es wurde immer absurder ...
Die ganzen Kerle, die Gwen verhaut, Geheimagenten, Zuhälter und
Gangster, sind alle nicht im Kampf ausgebildet? Lassen sich von
einem Mädel verhauen?
Am Ende des Buchs kommt heraus, Gwen ist in der Zeit auf der
Suche nach dem Vater volljährig geworden. Der Zeitabschnitt wird
über den Daumen gerechnet drei bis maximal fünf Monate
gedauert haben. Und das Jugendamt entscheidet, die Gwen
unbekannte Tante darf das Mädchen, fast volljährig, kurz vor der
Prüfung stehend, mit nach Texas nehmen? Das, obwohl im gleichen
Haus ein Ehepaar wohnt, das Gwen aufnehmen würde, gute
Freunde. Gwen wird erst gar nicht gefragt. Das ist unvorstellbar.
Die Verwandlung von der ängstlichen Jugendlichen Gwen in eine
stahlharte Kämpferin, die absolut keine Gewissensbisse kennt, ist
auf keinen Fall psychologisch stimmig. Und was sie zum Ende
abzieht ... sperrt 6 Typen in einen LKW und jagt sie mit einer
Panzerfaust in die Luft, kurz danach vergiftet sie einen Trupp
Millionäre mit einem Shot ... Ich dachte, ich spinne, als ich das las.
Sie geht drüber wie ein Waldschrat über eine Distel, völlig
gefühlskalt?
Die Gangster legen alles um, was ihnen vor die Füße kommt, aber
den Vater von Gwen sperren sie ein? Warum erschließt sich bis
zum Ende nicht ernsthaft. Er kannte Kontonummern. Gut, aber die
hätten die Gangster aus ihm herausgepresst ... Sie hätten ihn auch
an die Amerikaner verkaufen können, alles nicht logisch. Gwen
schießt im Industriegelände auf dem Firmengelände der Firma den
LKW mit Insassen in die Luft. Das hört niemand und den Rauch
bemerkt niemand? Bis zum Abend haben die Gangster nicht
mitbekommen, was dort ablief, keine Kommunikation dorthin, wo
doch die Waffenlieferung angekommen war? Das Ende erscheint
mir zusammengezimmert, was nicht zusammenpasst, eine Unlogik
folgt der nächsten. Und dann die Vergiftungsaktion, hura! Da
schlägt man an Ende nur noch die Hände über dem Kopf
zusammen. Und dann taucht die bekannte Dame vom Mossat auf ...
Was hat die mit der ganzen Sache zu tun?
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