Autorin
Sabine Ibing
Bücher, die mir selbst gut gefallen haben
Historische Romane
Rezension
Die Pfeiler des Glaubens
von Ildefonso Falcones
Hörbuch, 30 Stunden
gelesen von Wolfgang Müller
Papst Sixtus IV., erließ 1492 ein Edikt in Zusammenarbeit mit der spanischen
Krone, das den Sephardien (Juden) befahl, entweder zum Christentum zu
konvertieren oder innerhalb von 4 Monaten die Territorien von Spanien zu
verlassen. Ein Massaker gegen die Religion folgte. Gegenüber den
Mudéjares waren Philipe und Isabella nach der Eroberung Granadas
zunächst moderat, bis der Erzbischof von Toledo, Kardinal Francisco
Jiménez de Cisneros, dafür sorgte, dass auch die Mudejaren zum
christlichen Glauben übertreten mussten. Das führte zu diversen
Aufständen, Massakern auf beiden Seiten, letztendlich zur Vertreibung
aller Moriscos (zum Christentum zwangskonvertierte Mauren) aus
Granada, die gänzlich auswanderten oder sich in kleinen Grüppchen über
die iberische Halbinsel verteilten. Viele flüchteten ins Königreich Valencia.
Die christliche Bevölkerung, fühlte Angst vor den Fremden, den »falschen«
Christen, unterstellte ihnen, sie würden heimlich den Islam praktizieren.
Nun folgte die endgültige Vertreibung einer Bevölkerungsgruppe, die
mehr als 800 Jahre alles Leben auf der iberischen Halbinsel maßgeblich
beeinflusst und nachhaltig geprägt hatte. So viel zu den geschichtlichen
Eckdaten.
Wir befinden uns in 1568 in Juviles, einem Dorf in den Tälern der Alpujarras
am Fuße der Sierra Nevada. Hernando, Sohn einer Morisca, ein
Blauäugiger, gilt als Christenbastard als Außenseiter in seinem Dorf, denn
dieser Teil der Dorfgemeinschaft erzieht ihre Kinder weiterhin nach
maurischer Tradition. Hernandos Mutter war von einem katholischen
Priester vergewaltigt worden, der sich um den Jungen bemüht, ihm Lesen
und Schreiben beibringt, den katholischen Glauben nahebringt. Gleichwohl
wird er, den man den Nazarener nennt, von seiner Mutter und ihrer
Glaubensgemeinschaft muslimisch erzogen, von dem Alfaki unterrichtet.
Hernando ist ein Weltenwanderer und ein Pferdepfüsterer, ein
Wortkundiger.
Die Morisken stehen unter dem Druck der christlichen Kirche, sich als gute
Christen zu erweisen. In den Messen besteht Anwesenheitspflicht, Listen
werden geführt. Es kommt zu Aufständen, die in Massakern auf beiden
Seiten enden. Hernando steht unter der Knute seines gewalttätigen
muslimischen Stiefvaters, ebenso seine Mutter. Beide Männer verlieben
sich in die schöne Fatima. Der Konflikt um Fatima zieht sich durch das
gesamte Werk. Mehrfach wird die Familie deportiert oder muss flüchten,
wird auseinandergerissen. Hernando, in beiden Religionen erzogen, kann
sich mit seinen blauen Augen als Christ ausgeben und aufgrund seiner
Arabischkenntnisse erhält er eine Arbeitsstelle im Domkapitel zu Cordoba.
In seinem Herzen ist er Muslim und versucht heimlich mit anderen
Morisken alte Schriften zu retten. Sie versuchen zu beweisen, dass Jesus
Mohamed ankündigte und wollen den Marienkult beider Religionen als
Beweis darstellen, eine Aussöhnung der beiden Religionen erreichen.
Ildefonso Falcones schafft es, mit geschichtlicher Detailfülle, der Zeit Atem
einzuhauchen. Die Mauren hatten keine Chance, auch nicht die Morisken.
Zurück bleiben ihre Spuren der Baukunst, Keramik, Pflanzen, Gewürze
usw. Falcones transportiert nicht nur einen Blick in die vergangene Zeit
vor unsere Augen, sondern zeigt letztendlich auf die heutige Zeit, die mit
Religionskonflikten und Vertreibungen von Ethnien an einem gleichen
Punkt angelangt ist, er sucht Menschlichkeit uns Aussöhnung. Der Autor
beschreibt religiösen Wahnsinn, religiöse Vielfältigkeit und die Möglichkeit
des Respekts. Gleichzeitig versucht er durch Vergleich von Religionen
einen Konsens zu schaffen, den Dialog, das Miteinander. Schon aus dieser
Perspektive ist dieser Roman für mich ein hervorragendes Stück Literatur.
Falcones berichtet, er habe über 200 geschichtliche Dokumente und
Bücher gelesen, um zu diesem Roman zu recherchieren. Und genau das
vermittelt der Autor fantastisch. Geschichtliche Ereignisse werden in eine
spannende Erzählung eingewoben. Trotz der Länge wird das Buch nie
langweilig. Hohe Erzählkunst, in die Fachbegriffe eingewoben werden,
ohne dass man sich als Leser belästigt fühlt, plötzlich in ein Sachbuch
geraten zu sein. Wer historisches sucht, wird hier fündig.
Das Hörbuch ist im Prinzip ganz gut gelesen ... Bitte lieber Verlag, wenn ihr
einen Sprecher für ein Buch mit vielen spanischen Vokabeln aussucht,
nehmt einen, der die spanische Aussprache beherrscht! Einige Worte
liessen mich zusammenzucken, das Wort patio kommt oft vor und es
nervte die falsche Aussprache, ebenso die Aussprache des Namens Miguel
und viele andere Vokabeln. Bei einem Sprecher sollte es zur
Allgemeinbildung gehören, dass ll ein eigener Buchstabe im spanischen
Alphabet ist (Mallorca und Paella sind doch wohl geläufig).
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