Autorin
Sabine Ibing
»Ich finde Bäume nur als Schränke super«
12 freche Erzählungen, magisch und surreal. Nun sitze ich hier, versuche
für die Rezension etwas zusammenzufassen, sei es auch nur eine einzige
Geschichte. Bisher ist mir das immer gelungen. Doch wo fängt man hier
an? Am besten gar nicht. Manche der Geschichten habe ich
abgebrochen, durch andere habe ich mich hindurchgequält, sie sogar
nochmal gelesen. Hoch gehypt durch das Feuilleton habe ich mich auf die
Geschichten eingelassen. Das Cover war auch sehr ansprechend.
»Weil er sich gern verwechseln und entführen ließ. Weil er als der, der er
dann war, nicht mehr dorthin musste, wohin er als der, der er gewesen
war, gemusst hätte.«
Ja, es gibt gute Sätze, geniale Ideen. Aber ein paar gute
Sprachverrenkungen machen für mich noch keine Geschichte aus.
Vielleicht bin ich zu bodenständig für surreale Texte, mir hat das Lesen
keinen Spaß gemacht. Die Geschichte mit dem Titel »Mo klaut ein
surrealistisches Gemälde von einer syrischen Surrealistin und will es
seinem Vater verkaufen, bzw. egal wem«, machte mich neugierig, hörte
sich spannend an. Ich bin trotz zweimaligen Lesens nicht in der Lage, sie
wiederzugeben. Die Figur Mo taucht noch einmal auf, wie einige der
Protagonisten. Trotz aller Tragik, die hinter jeder Geschichte steht,
bleiben mir die Figuren fern. Trotz aller Fantasie, wo endet die Realität,
beginnt das Magische? Ich mag ich mich hier nicht einfinden. Ein
Sprachkünstler ist Saša Stanišić auf jeden Fall, Wortgewalt bekommt an
manchen Stellen eine andere Bedeutung.
»Ich bin der Fallensteller, ich stelle Fallen her. Fangkörbe, Eisenteller und
weitaus spezieller: das Überlistete seh ich in allen Dingen, habt ihr ein
Problem mit Schmetterlingen, so mag’s mir gelingen, die schöne Plage am
selben Tag in Ketten zu legen und euch die Kunst gar darzulegen‹, hat er
unbeirrt sein Marketing aufgesagt. ›Wat?‹, hat die Garage geantwortet.«
Der Fallensteller (siehe Titel) stellt Fallen, um die Gedanken der
Menschen zu sammeln. Es gibt kluge Gedankengänge und blitzgescheite
Sätze in der Geschichte. An manchen Stellen habe ich mich königlich
amüsiert. Insgesamt waren mir die Texte zu sperrig. Auch beim
Fallensteller kommt bei mir als Gesamtkonzept nur ein Gähnen auf. Dies
ist nicht mein Buch, absolut nicht. Alles Geschmack! Dies Buch ist für
Leser, die auf Sprachverrenkungen stehen, denen gefällt es bestimmt.
Saša Stanišić wurde in Višegrad in Bosnien-Herzegowina geboren, lebt
und arbeitet in Hamburg. Er ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet
worden, darunter dem Alfred-Döblin-Preis sowie dem Preis der
Leipziger Buchmesse 2014.
»Hunde dösen am Straßenrand in der Morgensonne, in der Hunde am
Straßenrande dösen.«
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Rezension
Fallensteller
von Saša Stanišić