Autorin
Sabine Ibing
»Der zweite Ansatz liegt in der Besonderheit des Erregers. Wenn er
wirklich, wie wir annehmen, auf den Minister zugeschnitten war,
brauchte der Biodesigner dafür ein Muster vom Erbgut des Ministers.«
Von »Blackout« war ich begeistert, »Zero« fand ich gut. »Helix« hat mich
enttäuscht. Bis zur Mitte konnte mich das Buch begeistern, danach
habe ich mich nur noch durchgekämpft. Es passierte nichts
Spektakuläres mehr, die Story plätschert langweilig zum Ende. Dies
Buch ist kein Thriller, wie man es von Marc Elsberg gewohnt ist, auf
dem Cover steht explizit: Roman!
Der amerikanische Minister verstirbt bei einer Konferenz in
Deutschland. Er wird obduziert und die Rechtsmedizinerin findet ein
Zeichen auf dem Herz, das wie ein Totenschädel aussieht. - Helen und
Greg können keine Kinder bekommen, sie wollen es mit künstlicher
Befruchtung versuchen und erhalten ein ungewöhnliches Angebot. -
An einer UNI in den USA studiert ein hochbegabtes Kind, verschwindet
ganz plötzlich nach dem Seminar, entwischt dem Aufpasser. Was hat
es mit diesem Mädchen Jill auf sich? - Supermais in Tansania,
grandiose Baumwollernte in Brasilien, geniale Ziegen in Indien, melden
die Scouts. Was ist los auf der Welt?, fragt sich Helge,
Vorstandsvorsitzender der Santrias, ein Chemie- und
Biotechunternehmen. Welcher Konkurrent ist am Werk? Wie hängen
alle diese Ereignisse zusammen?
»Auf den Bildern erkannte Helge die genetisch manipulierten indischen
Ziegen und die gleichfalls veränderte brasilianische Baumwolle, auf
die ihre Scouts vor ein paar Wochen gestoßen waren.«
Kurze Kapitel, von teilweise nur 2-3 Seiten, scheinen derzeit modern zu
sein. In diesem Buch jedoch zieht die Methode der Cliffhanger nicht,
weil für mich im Kapitel keine Spannung erzeugt wird. Als Leser hopst
man ständig von Protagonist zu Protagonist durch die Welt, was ich
eher als nervig empfand. Wer war das nochmal, wo war das nochmal?,
fragt man sich. Dieser Aufbau führt dazu, dass sich die Protagonisten
nicht aufbauen können. Für mich bleiben sie hohle Pappkameraden
ohne Profil. Gerade in diesem Roman hätten die Figuren der »Seele«
bedurft.
Helen und Greg landen in einem Institut, einem Areal, im Süden der
USA. Das riesige Gelände ist gut abgesichert. Hier befinden sich ein
Labor, Wohnhäuser, eine Schule mit Internat, sozusagen eine
abgeschlossene Welt. Dem Paar und einigen anderen Eltern, die für
das Wochenende nach »New Garden« eingeladen waren, wird erklärt,
was dort erforscht wird. Genmanipulierte Kinder, gesund, Augen-,
Haut- und Haarfarbe wählbar, ebenso das Geschlecht. Es gibt zwei
Pakete: besonders starke, athletische Kinder, kommende Superstars
für den Sportbereich oder besonders intelligente Kinder, die
intellektuelle Zukunft der Menschheit. Die Eltern entscheiden sich alle
für Superkids, sind guter Laune und guter Hoffnung mit ihren
implantierten befruchteten Eizellen, als das Militär das Institut stürmt,
mit der amerikanischen Präsidentin im Schlepptau. Niemand darf das
Gelände verlassen. Das Virus, das den Außenminister tötete,
entspringt diesem Institut. Sind bereits alle Anwesenden vom Virus
befallen? Und was hat die entwischte Jill vor, die vor ihrem Gen-Bruder
Eugene warnte: Er ist hochgefährlich! Intelligente Kinder finden immer
einen Ausweg. Und so entwischt auch Eugene mit ein paar anderen
Kindern aus dem Gelände des Instituts.
Ab hier stockt die Geschichte, teilt sich in noch mehr Stränge. Kurze
Kapitel, der Leser fühlt sich ein wenig verloren, weiß nicht genau, wo
es hingehen soll. Es kam mir so vor, als wenn der Autor den Überblick
verloren hat. Über Genmanipulation ist alles gesagt, nur wie bekommt
man die Story zu Ende? Am Schluss werden die Stänge
zusammengeführt, einige Teile allerdings vergessen. Abgabetermin,
der Autor unter Druck, obwohl die Geschichte nicht zu Ende gedacht
ist? Dazu würde auch passen, dass es einige Logikfehler und
Verwechselungen innerhalb der Protagonisten gibt. Der Autor kennt
seine Figuren nicht ... das durchzieht das ganze Buch. Und der Lektor
merkt es nicht. Zeitdruck? Dafür spricht auch der ungeschliffene
Ausdruck, der mich an manchen Stellen fast vom Stuhl gehauen hat.
Kapitel 97 beginnt mit: »›Scheiße hat den Ventilator erreicht‹, textete
Jessica an Colin.« Was auch immer Marc Elsberg damit sagen wollte ...
»Heiße Angst schoss in sein Gesicht.« Hier kann kein Lektor ordentlich
gearbeitet haben, zu viele Fehler im Gerüst, ein lascher
Spannungsbogen, zu viel sprachliche Grobheiten in Stil und Ausdruck,
wie oben angesprochen.
Ist man am Ende angelangt, so fragt man sich: Wer hat den
Außenminister ermordet? Die Frage vom Anfang wird nicht
beantwortet. Darum ging es doch, oder? Nebenbei erfährt man, dass
die Besucher in »New Garden« anscheinend das Institut verlassen
durften. Mit Embryo oder ohne?, mussten Sie sich der Geheimhaltung
verpflichten und was passierte mit den Mitarbeitern? Was passiert mit
den Kindern dort? Bleiben sie allesamt dort, unter Beobachtung? Und
was ist mit den Eltern und Kindern, die schon weltweit verteilt sind?
Dann haben wir noch die Kids, die per Helikopter entwischt waren. Bei
einigen wissen wir, wie es ausgeht. Was ist mit den anderen? Das Ende
lässt mir zu viele Fragen offen und leider kam es mir
zusammengestückelt vor, ab der Mitte spannungslos, etwas planlos.
Dramaturgie und Figurenaufbau fehlen mir hier völlig. Letzteres ist
eine Schwäche des Autors, die im ersten Roman durch die geballte
Spannung nicht weiter auffällt, im zweiten Roman zu Tage tritt und hier
wirklich zum Mangel wird, so meine persönliche Meinung.
Genug geschimpft. Wer sich mit Genmanipulation als Roman befassen
mag, für den ist dies Buch sicher interessant. Gut fand ich, die Sicht der
Kinder anzusprechen. Wie fühlen sie sich als Überlegene? Die
»Laborratten« dürfen kein normales Leben führen, stehen unter
ständiger Beobachtung. Natürlich passt das keinem Kind. Von
»normalen« Kindern werden sie schnell ausgestoßen, denn sie sind
anders. Das kennen wir bereits von hochbegabten Kindern in unseren
Schulen. Ein genmanipuliertes Kind ist extrem teuer. Da wissen wir
gleich, wer sich die »Elite« wird leisten können ... Und wie sieht es aus
mit genmanipulierten Pflanzen? Könnten diese vielleicht sogar in
manchen Gegenden der Welt zum Vorteil sein? Viele interessante
Fragen werden angesprochen. Im Nachwort punktet Marc Elsberg
nochmal für mich. Nein, darüber mag ich nicht nachdenken ... Ein
Epilog von einem Elsberg, wie ich ihn mag! Danke. Fazit: Ein Buch, das
man lesen kann, aber man sollte nicht pingelig sein, eher
sachinteressiert, dann kann man sicher etwas mitnehmen. Wer sich
bereits mit dem Thema beschäftigt hat, verpasst nicht viel.
Backout von Marc Elsberg
Interview mit Marc Elsberg
Zero – Sie wissen was du tust von Marc Elsberg
Hier ein kurzer Ausschnitt zum Thema »Kinderwunschkonzert« aus der
Ärztezeitung, Bericht aus der USA, das Thema ist heiß:
»Das Oregon Reproductive Medicine (ORM) präsentiert sich eigenen
Angaben zufolge als »Full-Service-Kinderwunschzentrum« an der
nordwestlichen Pazifikküste der USA. Ärzte locken nicht nur mit einem
hausinternen Eizellspendenprogramm. Sie koordinieren auch IVF-
Vorgänge, bei denen eine Leihmutter das Kind austrägt. In mehreren
US-Bundesstaaten ist dies sowohl aus altruistischen als auch aus
kommerziellen Beweggründen möglich. Genetische Leistungen, allen
voran die Präimplantationsdiagnostik, kommen mit hinzu.«
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Helix
von Marc Elsberg