Autorin
Sabine Ibing
Bücher, die mir selbst gut gefallen haben
Historische Romane
Rezension
Zitronengarten
von Helena Marten
Klappentext: “Zwei Schwestern, eine alte Familienfehde, eine italienische
Reise: Frankfurt und Italien 1764: Nach dem Tod des Vaters kämpft die
junge Luisa mit aller Kraft um ihr Erbe, denn sie fürchtet um ihre Stellung
im Familienunternehmen Montanari & Figli. Francesca, ihre italienische
Halbschwester, von der sie bis vor kurzem nichts wusste, hat sich
ausgerechnet mit ihrem ärgsten Widersacher verbündet. In ihrer Not
begibt sich Luisa auf die gefährliche Reise über die Alpen, um sich bei der
italienischen Verwandtschaft Hilfe zu holen. Dort wird sie zu ihrer
Überraschung mit einer alten Familienfehde konfrontiert …”
Die Perspektive in diesem Roman wird meist aus der jeweiligen Sicht der
Halbschwestern Luisa und Francesca Montanari beschrieben, die
unterschiedlicher nicht sein könnten. Größtenteils spielt die Geschichte in
Frankfurt am Main und umliegenden Nebenschauplätzen, zwischendurch
in Italien (Sardinien, Genua und am Comer See).
Bei „Der Zitronengarten“ handelt es sich um einen ereignisreichen
Familienroman, gespickt mit Intrigen unter geschichtlichem Hintergrund.
Als historischen Roman würde ich das Buch nicht ernsthaft bezeichnen. Die
spannende Story gibt Einblick in die damaligen Handelsgeschäfte und in
das historische Frankfurt. Damit hört das Historische auch auf.
Beschrieben wird der Zwist zwischen den Einwanderern und den
Ansässigen, wobei auch die Hugenotten benannt werden, die sich zu der
Zeit gerade in Frankfurt etabliert hatten. Hier hat es mir an historischem
Beschreibungen zu den Hugenotten gefehlt, die sehr interessant gewesen
wären und zu den Hintergründen, warum das damalige reformatorische
Frankfurt keine Katholiken haben wollte. Im Roman wird das Problem mit
den eingewanderten Italienern erwähnt, aber historisch gesehen war dies
die Zeit, als sich eine Welle von flüchtenden, katholischen Niederländern
niederließ. Es wird auch immer von „Italien“ gesprochen. Dieser Staat, wie
wir ihn heute kennen, wurde aber erst 1861 gegründet und das ehemalige
habsburgische “Königreich Italien” lag auf der anderen Seite vom Stiefel
(das Veneto bis runter nach Rom). Die Geschäftsbeziehungen der Familie
Montanari lagen aber im Piemont, Genua und in Sardinien, also im
“Königreich Sardinien”. Das hatte mit Italien rein gar nichts zu tun! Hier
fehlt es mir an historischer Genauigkeit.
Auf jeden Fall ist das Buch zu empfehlen, denn wer just einen spannenden
Schmöker sucht, mit wunderschönen Landschaftsbeschreibungen,
Delikatessen, der liegt richtig.
Etwas unschlüssig in der Geschichte ist mir die Figur Luisa, die als kluge
Geschäftsfrau mit dem Vater die Firma führt und die Buchhaltung macht.
Lässt sich so eine Frau nach dem Tod des Vaters vom Cousin derart in die
Ecke stellen duckmäuserisch kuschen? Kurze Zeit später blüht sie wieder
auf zur durchsetzungsstarken Frau? Und was hat den Vater veranlasst,
seinen Bruder testamentarisch als Geschäftsführer einzusetzen, von dem
er wusste, dass dieser kein kaufmännisches Geschick besaß, den er
Jahrzehnte nicht mehr gesehen hatte? Auch die vielen Ereignisse im
rasanten letzten Teil sind nicht immer ganz logisch.
Ich habe das Buch schnell gelesen, denn es zieht den Leser mit. Eine
schöne Geschichte zum Zeitvertreib. Aber sie lässt einige Fragen offen.
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