© Sabine Ibing, Lorib GmbH         Literaturblog Sabine Ibing
Autorin Sabine Ibing
Blogtour
Interview von Barbara mit Sabine Liebe Sabine, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, ein paar Fragen zu beantworten. Vielleicht stellst Du Dich den lieben Blogtour- Lesern zu erste einmal ein wenig vor, damit sie wissen, mit wem sie es zu tun haben? Ich lebe in der Schweiz und bin Sozialpädagogin. Geboren bin ich 1959 in Hannover. Über Teneriffa bin ich nach Dietzenbach gezogen (bei Frankfurt) und von dahin ins Thurgau. Mein erstes Buch habe ich 1999 veröffentlicht. Ich habe eine Tochter und eine Enkelin. Wann hast du mit dem Schreiben angefangen und es für dich entdeckt? Kurz vor der Schule. Da konnte ich meinen Namen schreiben.  – Kleiner Scherz. Die Frage ist, was bedeutet Schreiben? Im Studium musste ich bei Gruppenarbeiten immer das Gesamtpapier überlesen und die Sätze verbessern, ausbauen. Im Job ging das so weiter: Kannst du das nicht mal auf Papier bringen … Die Ausarbeitung vom neuen Projekt und die Präsentation, Flyer und Presseerklärung macht Sabine. Auf Teneriffa habe ich für zwei kleine Zeitungen Artikel geschrieben. Und dort ist auch mein erster Roman entstanden. Ab wann wusstest du das Schreiben nicht nur ein Hobby für dich ist, sondern du es professionell machen wolltest? Schreiben ist kein Hobby, nie. Man schreibt für sich im Verborgenen, es gibt viele Gründe das zu tun. Das ist kein Hobby, sondern Auseinandersetzung mit sich selbst. Schreibe ich für andere, dann mache ich es professionell. Wann immer man in die Öffentlichkeit geht, muss man professionell sein. Es geht nicht um den kleinen Tippfehler. Aber man kann nicht ein Produkt verkaufen, das fehlerhaft und laienmäßig daherkommt. Ich möchte als Verbraucher für mein Geld ein ordentliches Produkt erhalten, egal worum es geht. Geschmack ist etwas anderes. Singe ich unter der Dusche und die Fliege fällt von der Decke … ich habe sie nicht eingeladen. Ich würde aber nie in der Öffentlichkeit singen, schlicht, weil ich es nicht kann. Selbst wenn ich etwas kann, so müssen Profis mit anderen Sichtweisen mein Produkt prüfen. Erst wenn alles stimmt, geht man raus. Somit ist man als Autor professionell. Was sagt dein Umfeld dazu, dass du Bücher schreibst? Hm. Damit meinst du wohl Freunde und Familie. Ich weiß es nicht. Ich habe sie nie gefragt. Ist es so unanständig Bücher zu schreiben? ;-)) Verrückte Dinge zu tun, ist man von mir gewohnt. Ist das Bücherschreiben dein Hauptberuf, oder was machst du sonst beruflich? Ich schreibe Bücher und mache das Marketing, den Verlag der der Bücher, Pressearbeit usw. Und ich helfe meinem Mann ein wenig in seiner Firma, Ernährungsberatung. Für die „Elgger Zeitung“ verfasse ich monatlich eine Buchempfehlung. Wie fühlt es sich an, sein eigenes Werk als Buch in der Hand zu halten? Wie ein Buch. Vielleicht bin ich ein wenig zu abgeklärt in solchen Dingen. Klar ist man stolz darauf, dass ein Buch auf Papier vor einem liegt. Eher bin ich stolz darauf, wenn ich ein Buch zu Ende geschrieben habe. In dieser Phase liegt bei mir das Eigenlob. Alles andere ist Handwerk. Ich habe in meinem Leben so viele Projekte in die Wege geleitet, angeschoben, abgeschlossen, Niederlassungen eröffnet, eine Zeitung mit aus dem Boden gehoben usw. Von daher ist ein Buch für mich ein weiteres Produkt meiner Arbeit, kein leuchtender Stern. Bist du am Erscheinungstag in den nächsten Buchladen gestürzt um zu sehen, wie es dort präsentiert wird? Da ich nie bei einem großen Verlag war, die kleinen Verlage machen keine Präsentation, kommen meine Romane nicht in grundsätzlich in die Auslage, nein. Aber gerade darum freut man sich riesig, sein Buch in Buchläden zu finden. Umso mehr, weil du weißt, dass der Buchhändler persönlich dein Buch geordert hat, es nicht irgendein Verlagsvertreter in das Regal eingeräumt hat. Beschreibe doch bitte den lieben Lesern dein Buch in drei Sätzen. Welches? „Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle“? Sophie ist ein ausgekochtes Biest, das die Männer um den Finger wickelt. Alle Kerle fallen auf die schöne, kühle Frau herein, liegen ihr zu Füßen. Sie allerdings ist unfähig zu fühlen, sie giert nur nach Prunk, und darum, bewundert zu werden, nutzt die Männer nur aus. Und nun, das gleiche in nur drei Worten, bitte. Sophie, geldgeile Drecksau. (So hieß übrigens der Arbeitstitel) Ein wirklich interessanter Arbeitstitel. Haben alle deine Romane zuerst nur Arbeitstitel und der eigentliche Titel entsteht dann später? Arbeitstitel immer, meist werden sie auch zum Titel. Woher nimmst du deine Inspirationen für deine Handlungen? Meine oder die Handlungen der Bücher? Aus dem Leben, für die Handlungsstränge meiner Bücher. Bisher haben alle meine Romane ein reales Vorbild, Erlebnisse. Das heißt nicht, ich beschreibe Frau Meier und Herrn Müller in ihrem Leben. Es sind Puzzleteile hier und dort, der Rest ist erstunken und erlogen. Es gibt immer ein Thema. Im ersten Buch „Ch@tlove“ war das Thema Verrückte im Netz und das Trauma, irgendwelchen Buchstaben zu vertrauen. Im zweiten Buch, „Zenissimos Jagd“ ging es um Stalking, um einen Narzissten und um Auswanderung, damit um Teneriffa. Bei „Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle“ geht es intensiv um das Thema Narzissmus. Mein neuer Krimi „Der Tote im Gänseteich“ hat die Schleusermafia zum Thema. Zu jedem Inhalt gibt es vorweg viel Literatur und Recherche, bevor ich loslege. Gibt es auch reale Personen, die dich zu deinen Figuren inspirieren? Sind darunter vielleicht sogar Berühmtheiten? Klar, ich habe immer ein Notizbuch dabei. Man kann sehr gut in Kaufhäusern, öffentlichen Verkehrsmitteln, Bahnhöfen und Flughäfen mitlauschen. Anders, die Leute reden so laut, dass man gezwungen wird, mitzuhören. Kürzlich: Ein Mann greift im Schuhladen nach einem Slipper, der Lederbommeln auf der Oberseite angenäht hat. Er strahlt über das ganze Gesicht und sagt zu seiner Frau voll Inbrunst: „Sind die nicht schön?“  Sie schaut entsetzt auf den Schuh, grabscht ihn dem Mann aus der Hand, knallt ihn ins Regal. „Wir kaufen keine Schuhe mit Trotteln!“, sagt sie harsch, gibt ihm einen Schubs nach vorn. Thema erledigt.  -  Solche Szenen finde ich herrlich. Man trifft auf Psychopaten, Blender, Muttchens, eben alles im Leben. Und manch einer findet in Anlehnung seines Charakters den Weg ins Buch, in irgendeiner Form. Berühmte Menschen? Nein, die interessieren mich weniger. Vielleicht Charakterzüge und Handlungsweisen von Politikern. Aber dann ist das niemand Bestimmtes, nur die Art. Selbst wenn man sich eine echte Person als Vorlage nimmt, so würde man das aus juristischen Gründen garantiert nicht erwähnen.  ;-)) Gibt es auch reale Personen oder Ereignisse, die dich zu deinen Figuren und Handlungen inspirieren? Sicher, wie ich oben bereits erwähnte. Wie lange schreibst du an einem Buch? Das Schreiben allein ist es nicht. Ich stelle auch nicht die Uhr und notiere die Schreibzeit. Es kommt darauf an, wieviel Zeit mir zur Verfügung steht. Mal mehr Arbeit im Marketing, im Blog, mal mehr im Manuskript, mal habe ich gar keine Zeit … über den Daumen sage ich mal, reine Schreibzeit 3 Monate. Aber vorweg betreibe ich Recherche zum Thema, lese viel dazu, mache Notizen. Der Plot wird grob geplant. Wenn man zu Ende ist, liest man zigmal rüber, verändert das ein oder andere im Feinen. Dann kommt das Lektorat, das erste, das zweite, die Phase für die Testleser. Der Entstehungsprozess für einen Roman impliziert nicht das reine Schreiben. Das dauert dann circa 8 – 12 Monate, bis das Buch gedruckt wird. Wie entstanden und entwickelten sich die Protagonisten des Buches? Welches Buches? „Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle“? Das ist eigentlich immer gleich. Zuerst plane ich den Plot. Wenn der steht, werden die Figuren mit Leben gefüllt. Ich stelle mir vor, wie sie aussehen, welche Eigenschaften sie haben, wie sie sich bewegen, welche Kleidung sie tragen, ihre Hobbys, Berufe usw. Das schreibe ich auf. Erst wenn ich die Hauptpersonen kenne, fange ich an zu schreiben. Gibt es Autoren, die dir ein Vorbild sind oder dich inspirieren? Nein. Dann würde ich abschreiben oder eine Geschichte im neuen Mantel stricken. Jeder Autor sollte doch seine eigene Inspiration sein. Schon gar nicht würde ich auf die Idee kommen, auf einer Welle zu reiten. Zauberer, Vampire, Krimis in Schweden, abschlachten, Kommissare, die knurrige Alleinkämpfer sind, ohne soziale Bindung, je nachdem, was gerade in ist. Nicht mein Ding. Wie dürfen wir uns deinen Arbeitsplatz vorstellen? Kreatives Chaos oder alles durchorganisiert und an seinem Platz? Welchen denn? Zu meiner Arbeit gehört Lesen, recherchieren und beobachten. Das mache überall. Ich mache mir überall Notizen. Zu jedem Manuskript gehören ein Notizheft und ein Aktenordner mit Recherchen. Den reinen Schreibprozess am Manuskript mache ich am Laptop. Und dann ist der Arbeitsplatz mal der Schreibtisch, mal tippe ich auf der Terrasse, im Wohnzimmer oder auch im längeren Urlaub auf dem Balkon. Willst du wissen ob ich ordentlich bin oder organisiert? Ich gehöre zu den Leuten, die gern was rumfliegen haben. Ich wohne nicht im Museum und habe keinen Ordnungstick. Aber bei der Arbeit gehe ich strukturiert und organisiert vor. Hast du irgendwelche Schreibrituale? Nein. Nicht der Teepott auf dem Tisch oder bestimmte Uhrzeiten, ein bestimmter Stift … Da gibt es nichts. Schreibblockaden, sind ja sicher nicht etwas, das man sich als Autor wünscht. Hattest du schon mal welche? Und welchen Rat hast du um sie zu beenden? Eigentlich ist mir das noch nicht passiert. Man hängt man in der Vorbereitung mal im Plot. Dann lasse ich es und mache an einer anderen Stelle weiter. Irgendwann kommt die Lösung von allein. Die besten Ideen habe ich unter der Dusche. Ist wahr. Da fallen mir oft zündende Ideen ein.  ;-))) Einen Rat? Den Königsweg gibt es nicht. Einfach was anderes machen. Was war bei "Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle" die größte Herausforderung? Mich in diese Schicki-Micki-Welt zu begeben. Ich musste erst mal herumfragen, was teure Markenklamotten sind, wie die teuren Marken von Schuhen und Handtaschen heißen. Ich war dann doch geplättet, was das Zeug kostet. Ich bin der Jeanstyp und interessiere mich persönlich nicht für solche Dinge, lege überhaupt keinen Wert darauf. Ich kenne diesen Frauentyp, klar, amüsiere mich eher darüber. Und ich muss gestehen, ich habe kein Auge dafür … Wenn Freunde sagen, schau mal, die hat wieder neue Louis Vuitton – Tasche … dann fällt mir das nicht auf. Woran erkennt man das? Und die Schuhe hat sie von … Das sind für mich Schuhe, in denen ich nicht laufen könnte, mehr nicht. Und ihre Jeans ist von … das Oberteil von … Ja und? Ich achte eher auf den Menschen, nicht darauf, was er anhat. Was sagt dieser Mensch, was signalisiert seine Körpersprache, wie geht er mit anderen Menschen um.  Du hast also für „Frau mit Grill sucht Kohle“ einiges an Recherchearbeit machen müssen. War so etwas auch schon bei andern Romanen der Fall, oder schreibst Du lieber über Sachen, Welten etc. mit denen Du Dich auskennst? Was denkst Du allgemein darüber, wie man für ein Buch recherchieren sollte? Bei Ch@love war es so, dass mich ein Redakteur gefragt hat, ob ich nicht eine Kurzgeschichte über Internet und Chats schreiben kann. Warum nicht. Die wurde in zwei Zeitungen veröffentlicht, Internet war damals etwas Unbekanntes. Die Leser fragten, wo man den Roman kaufen kann … Da habe ich ihn geschrieben. Die beschriebenen Chatter haben sich totgelacht, sich selbst erkannt, fanden das ok. Das waren Beobachtungen, auch der Psycho letztendlich. Bei Zenissimos Jagd ist meine Erfahrung in der Beratung eingeflossen, auch die mit psychisch kranken Menschen. Stalking, Gewalt an Frauen, alles womit ich zu tun hatte. Teneriffa auch. Die Frau mit Grill ist mir oft genug begegnet und mit Narzissmus hatte ich mich schon für Zenissimo beschäftigt. Flüchtlinge gehörten auch immer zu meinem Klientel und als politischer Mensch hatte mich das Chaos in Syrien sehr interessiert, die Schleusermafia. Natürlich gehört eine intensive Beschäftigung mit dem Thema dazu, die genaue Recherche. Was würdest du davon halten, wenn "Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle" verfilmt werden würde und wie wäre deine Wunsch-Besetzung? Andrea Sawatzki. Die passt und könnte das Luder spielen. Was genau war deine Inspiration um "Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle" zu schreiben? War es ein bestimmtes Ereignis, eine Begebenheit oder ein Thema das dir am Herzen liegt? Ich hatte mich intensiv mit dem Thema Narzissmus für „Zenissimos Jagd“ auseinandergesetzt. Mir war aufgefallen, in der gängigen Literatur werden immer Geschäftsleute, Künstler, Politiker und kreative Köpfe genannt. Narzissten haben keine Gefühle für andere Menschen, lieben nur sich selbst. Daher sind sie in der Lage, Risiken einzugehen, vor denen ein normaler Mensch zurückschrecken würde, insbesondere, wenn von seiner Entscheidung die Zukunft von anderen Menschen abhängt. Und weil Narzissten so sehr an sich selbst glauben, sind sie von sich und ihren Ideen voll überzeugt, haben keine Selbstzweifel und sie sind gewissenlos. Es werden meist Männer benannt. Mich erstaunen aber immer wieder Frauen, die mit eiskalter Raffinesse ein Ziel verfolgen: Ich angle mir einen reichen Mann, um protzen zu können … wie auch immer. Prommi-Luder, Boxen- Luder, das kennt ja jeder. Aber so berühmt muss es nicht sein, Hauptsache das Portemonnaie ist dick genug. Das kann sich auch im Kleinen ereignen. Es geht um das Prinzip: Einen Mann zu suchen, sich beschenken zu lassen, tagtäglich. Sein Konto überreizen und wenn der blank ist, die Geschenke einpacken, sich den nächsten zu suchen. Ich denke, die meisten kennen so eine Frau. Ich wollte diesen Typ Narzisst darstellen. Heiratsschwindler agieren auch auf dieser Schiene. Wie ist der Buchtitel "Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle" entstanden? Hattest du ihn schon zu Anfang im Kopf, oder entstand er erst als das Buch fertig wurde? Wieso hast du gerade diesen Titel gewählt? Nein, der Arbeitstitel hieß „Geldgeile Drecksau“. Das kann man natürlich nicht als Titel verwenden. Es gibt den Spruch „Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle“ schon lange. Ich habe gedacht, mit der Umkehrung wäre im Prinzip der Inhalt des Buches kurzgefasst. Ein Rezensent schrieb: „Den Spruch gibt es schon längst, und nun ist das passende Buch dazu erschienen.“ Hast du schon andere Projekte in Planung? Ja. Gerade habe ich einen Krimi fertiggestellt, der sich in der Testleserphase befindet. „Der Tote im Gänseteich“. Das ist der Auftakt zu einer Serie: Bodenseekrimi. Hier geht es um die Schleusermafia, ein aktuelles, politisches Thema. Ein weiterer Teil steht im Plot grob ausgearbeitet bereit. Die ersten Seiten sind fertig, auch ein aktuelles politisches Thema. Bis jetzt hast du ja neben „Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle“ noch die Romane „Zenissimoos Jagd“ und "Ch@tlove" veröffentlicht, drei Einzelbände. Würden Dich auch Reihen, Trilogien oder ähnliches reizen zu schreiben? Eine Trilogie oder so etwas, glaube ich, liegt mir nicht. Aber ich habe eine Serie mit Bodenseekrimis begonnen. Jeder Fall ist abgeschlossen. Doch die Protagonisten bleiben erhalten. Eine Journalistin, die auf einem Biobauernhof bei Meersburg am Bodensee lebt und ein frühpensionierter Gerichtsmediziner aus Konstanz schliddern in Dinge hinein, denen sie auf den Grund gehen. Mit den Bodensee-Krimis wagst Du Dich dann ja auf ein ganz anderes Gebiet von Genere. Wie hast Du Dich auf diese Reihe vorbereitet? Hast Du Gerichtsmediziner ausgefragt, wie ihre Arbeit ist, was sie besonders macht? Ich stelle es mir nicht gerade einfach vor, Krimis zu schreiben. Ch@tlove ist ein Thriller, Zenissimos Jagd auch. Krimi ist nicht weit entfernt. Medizinisch bin ich gut vorgebildet, habe mein Examen mit Hauptfach Sozialmedizin gemacht. Mein Exmann kam aus einer Medizinerfamilie, meine Tochter ist Krankenschwester, studiert Medizinmanagement und mein Mann ist Ing. für biomedizinische Technik, kennt sich sehr gut in der Pathologie aus. Ich habe im Freundeskreis einen Haufen Mediziner, die ich alle befragen kann. Fachliteratur steht im Schrank. Neu für mich ist eher die Ich-Form des Schreibens, die ich nun gewählt habe. Eine neue Perspektive des Schreibens, auf die man sich gewaltig umstellen muss. Gerichtsmedizin ist auch nicht das Thema. Ich stelle es mir auch anstrengend vor als Autorin mit Abgabeterminen etc. Gibt es einen Ausgleich zu Deinem "Autoren-Alltag"? Nachdem ich mit Kleinverlagen die Erfahrung machte, dass man letztendlich den Großteil nach dem Schreiben selbst erledigen muss, also das Marketing, habe ich mir überlegt, den Verlag selbst zu organisieren. Mit einem Kleinverlag ist man nicht im Buchladen vertreten. Die Preise der Bücher sind zu hoch angesetzt, erst Recht die eBooks. Letztendlich, so meine Erfahrung, ist ein Kleinverlag eher hinderlich. Jetzt bin ich mein eigener Herr und wenn etwas schiefläuft, bin ich selbst Schuld. Da ich gerne schreibe, habe ich keine Last damit. Ich habe auch andere Dinge im Fokus und ein Privatleben. Da ich an niemanden gebunden bin, kann ich alles mit mir selbst ausmachen, meine Termine selbst stecken. Ich bin eher ein organisierter Mensch, schon immer gewesen, habe keine Probleme damit. Ich war auf Teneriffa vier Jahre selbstständig und zuletzt in Deutschland sechs Jahre selbstständig, mein Mann hat eine eigene Firma hier in der Schweiz. Da muss man organisiert sein und Selbstdisziplin besitzen. Anders geht es nicht. Wie hat sich dein Leben seitdem verändert, seit du dein erstes Buch veröffentlich hast? Hat es sich überhaupt verändert? Eigentlich nicht. Ich bin noch die selbe. Ich habe derzeit lediglich mehr Zeit zum Schreiben und darum mache ich das auch. Man lernt viel Neues dazu, wenn man ins Selfpublishing geht. Aber das sind eher organisatorische Dinge, neue Software. Ich habe mich durchgefragt und beantworte gern den Leuten Fragen, die neu damit beginnen. Man probiert hier und dort und muss irgendwann für sich einen Weg finden. Und der ist für jeden anders. Es gibt keinen Ratschlag, wie man seinen Weg ins Publikum findet. Den muss jeder selbst suchen. Welche Ratschläge würdest du jungen Autoren mit auf den Weg geben? Aller Anfang ist schwer. Man darf sich nicht durch Absagen von Verlagen irritieren lassen. Dort sitzen Menschen mit einem bestimmten Geschmack. Dem einen gefällt dies, dem anderen das. Die Verlagsleute haben ein bestimmtes Konzept, nach dem sie Bücher auswählen müssen, die genau in ihr Portfolio passen. Gehörst du dort nicht hinein, gibt es eine Absage, natürlich ohne Begründung. Dann muss das Buch marktfähig sein, also Mainstream. Die Verlage im deutschsprachigen Raum machen keine Experimente mehr, geben neuen Ideen keinen Raum. Das Buch muss sich verkaufen. Sex sells, Skandale und Prommis verkaufen sich immer gut. Und dann gibt es Hypes aus dem Ausland, auf die alle aufspringen, die wechseln. Leider auch bei Covern … Verkauft sich ein Buch gut, wird das Cover kopiert. In der Regel werden Übersetzungen von Bestsellern aus dem Ausland auf den Markt gebracht, laufende Autoren bringen neue Bücher. Auf den Zug aufzuspringen ist schwer, der Platz ist eng bemessen. Nur ganz wenig neue Autoren haben eine Chance. Also nicht über Absagen ärgern. Die kleinen Verlage kommen nur schwer in Buchhandlungen, haben kein Budget für Marketing. Da kann man gleich alles selbst machen. Die Produktionskosten sind natürlich selbst zu tragen, aber es bleibt bei den Einnahmen mehr als 20 Cent pro Buch hängen. Das gleiche gilt für die Low-Budget-Produktionen bei den großen Verlagen. Noch schlimmer ist es, einen eBookvertrag bei den großen Publikumsverlagen zu erhalten. Du gibst alle Rechte ab und verdienst 20 Cent am Buch. Das aber gibt der Verlag zu 8 Euro in den Verkauf, ein Preis, der für einen neuen Autor verkaufshemmend ist. Man muss den Verlag um alles bitten, darf nichts alleine versenden. Aber Marketing machen sie nicht für dich. Eine Lesung lohnt sich nur, wenn du auch Papierbücher anzubieten hast. Hast du aber nicht, aber die Rechte hast du abgetreten, kannst nicht selbst drucken. Das gleiche gilt für Journalisten und die meisten Blogger: Die wollen Papierbücher haben. Einen Vertrag von einem großen Verlag zu haben, ist heute für mich nicht mehr unbedingt erstrebenswert. Wichtig ist, was drinsteht. Ich würde mich nur noch auf bestimmte Bedingungen einlassen. Das Wichtigste allerdings für junge Autoren ist zunächst, ein sauberes Manuskript abzugeben. Über Geschmack lässt sich streiten, über Handwerk nicht. Rechtschreibung und Grammatik muss stimmen, es geht nicht um einen kleinen Tippfehler. Stilistisch sollte das Manuskript stimmen und der Plot muss nachvollziehbar sein. Ein gutes Exposé ist die Eintrittskarte zum Verlag. Das Manuskript muss zum Verlag passen. man muss sich vorher genau informieren. Buch auf den Tisch und nun verkauft es sich von selbst … Denkste! Nun geht die Arbeit richtig los. Wie bewerbe ich mein Buch, wie komme ich in Buchläden, an Lesungen heran, wie an die Presse? Ein langes Thema. Auch hier gilt: DEN Weg gibt es nicht. Den muss jeder selbst finden. Wie wichtig sind dir Rezensionen? Liest du sie? Wie gehst du mit Kritik um? Ich unterscheide zwischen Rezension und Lesermeinung. Beide sind wichtig, aber viel zu hoch bewertet. Eine Lesermeinung schreibt eine Inhaltsangabe und dazu, wie gut oder schlecht er / sie das Buch bewertet. Eine Rezension setzt sich mit dem Inhalt auseinander. Eine gute Rezension, auch wenn sie dein Buch schlecht bewertet, ist immer gut. Jemand hat sich inhaltlich mit deinem Buch auseinandergesetzt und seine Meinung fundiert begründet. Ich mag doch auch nicht alle Bücher. Somit muss ich anderen Leuten zugestehen, meins nicht zu mögen. Und wenn jemand einfach nur sagt, „Blödes Buch, langweilig“, dann sagt mir das nichts. Aber auch der soll seine Meinung haben. Es gibt Bücher, die spalten die Gemeinde. Die eine Seite liebt sie, die anderen fanden das Buch ganz schlecht. Ja und. Jeder hat einen anderen Geschmack. Ich bin keinesfalls beleidigt, wenn mein Buch nicht jeden Geschmack trifft. Liest du auch genauso gerne, wie du selber schreibst? Oder gibt es im Autoren-Alltag keine Zeit zum Lesen? Ich lese sehr viel, schon immer. Ich glaube, wer nicht liest, kann auch nicht schreiben. Mich wird man nicht ohne Buch / Hörbuch antreffen. Hörbuch ist klasse: Bei der Hausarbeit, im Auto, beim Einkauf, bei der Gartenarbeit, in der Badewanne … na überall, wo man kein Buch in der Hand halten kann. Und ich lese Fachbücher zu meinen Buchthemen als Recherchehintergrund. Wenn du selber gerne liest, welches Buch sollten wir unbedingt lesen und was ist dir allgemein bei einem guten Roman wichtig, worauf legst du wert? Ich möchte einerseits unterhalten werden und andererseits muss ein Thema impliziert sein oder das Buch muss mich schlicht berühren.  „Die Schatten von Race Point“ von Patry Francis hat mir sehr gut gefallen und „Cold Britannia“ von Ira Ebner als Neuerscheinung in diesem Januar ist eine Empfehlung. Neu entdeckt hat man John Williams, einen Autor aus den Sechzigern, dem damals keine Aufmerksamkeit beigemessen wurde, warum auch immer. Seine neuaufgelegten Bücher „Stoner“ und „Butcher’s Crossing“ habe ich im letzten Jahr verschlungen. Und welches deiner eigenen Bücher ist dein Lieblingsbuch, oder gibt es da keines? Wenn ja, welches ist es und wieso? Welches deiner Kinder ist dir das Liebste? Man hat Abstand zu älteren Werken, weil man sich entwickelt. Aber jedes Buch hat sein Thema, seine Zeit.  Wenn du Frühstück, Mittag - und Abendessen eines Tages an drei unterschiedlichen Orten irgendwo auf der Welt zu dir nehmen könntest, wohin würde diese Reise führen und wieso wählst Du diese Orte? Frag mich eher mit wem. Das wäre wichtiger. Es kommt auf die Jahreszeit an und die politische Lage und meine Begleiter. Ich liebe Schottland und Irland, Südengland. Aber zum Essen würde ich dort nicht hinfahren. Obwohl, das beste Frühstück der Welt hatte ich in einem B&B Fischhotel am Black Castle. Wenn die Leber des Besitzers noch durchgehalten hat, dann Frühstück bei ihm, mit ihm zusammen. Ich könnte mir aber auch Südafrika vorstellen. Der Sohn von Freunden hat dort im Nationalpark ein Häuschen. Auf der Veranda Giraffen vorüberziehen lassen, das wäre auch was. Mittags nehme ich in Istanbul, Barcelona, Madrid oder Rom einen Happen zu mir. Und abends sitze ich dann mit guten Freunden im hässlichen Benidorm in einer bestimmten Tapabar. Eben weil die Tapas so gut sind und ich meine Freunde dabeihabe. Was ist für Dich ein perfekter Tag, wie sieht dieser aus? Eigentlich jeder. Man muss jeden Tag nehmen wie er kommt. Auch Ärger gehört dazu. Wenn dir die drei berühmten Wünsche von einer Fee, oder einem Dschinn gewährt würden, wie würden diese dann aussehen? Was würdest du dir wünschen? Gesundheit für mich und meine Liebsten, bis zum letzten Tag. Eine Welt ohne Religion und Spinner. Ein weiterhin glückliches Leben in Frieden. Wenn du nicht gerade an einem Buch sitzt und an dem neuesten Kapitel schreibst, gibt es da noch ein anders kreatives Hobby, das dich interessiert und dir Spaß macht? Vielleicht auch eines, das du gerne mal machen oder erlenen würdest? Ich lerne jeden Tag. Sonst könnte ich nicht schreiben. Ich male gern, ein bisschen Sport, reisen, neue Leute kennenlernen, Kunst, ein wenig wandern und fotografieren. Gibt es ein besonders lustiges / skurriles / schönes Erlebnis, dass du als Autorin hattest? Schöne Erlebnisse hat man immer, wenn man mit Lesern zusammenkommt. Ein Erlebnis: Eine Leserin las „Zenissimos Jagd“ und war gerade an der Stelle in der Karibik angekommen, wie Jeremias sein Hotelzimmer bezieht. Ihr Mann kommt nach Hause und erzählt, welches Hotel er letztendlich gerade im Reisebüro gebucht hat. Sie: „Da will ich nicht hin, gerade ist dort Jeremias eingezogen!“ – Sie hat mir auch ein Foto von sich und dem Buch vor dem Hotel geschickt. Eine andere Leserin hat mir ein Foto von ihrem Mann geschickt, der gerade „Frau mit Grill“ las, mitten in der Fotosafari. Geht ja heute schnell über Facebook. Da freut man sich. Gibt es etwas, das Du Deinen Lesern und Leserinnen schon immer mal sagen wolltest? Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Jetzt hier am Ende des Interviews, wer bis hier durchgalten hat, und überhaupt, Danke für das Lesen meiner Bücher.