Autorin
Sabine Ibing
Interview mit
Tom Jay
von Sabine Ibing
Du bist Coverdesigner. Arbeitest du nur für Selfpublisher oder auch für
Verlage?
http://www.tomjay.de/
Tom: Ich arbeite prinzipiell für alle, die Buchcovergestaltungen von mir
möchten. Meistens sind das Selfpublisher aber es war auch schon der ein
oder andere kleine Verlag dabei.
Warum Tom Jay und nicht Thorsten Jurai? Und was macht Thorsten
normalerweise beruflich?
Tom: Das ist einfach zu erklären. Als ich mit meinen Covergestaltungen
begonnen hatte, da war das erst mal aus einer Laune heraus ohne zu
wissen, wie sich das mal entwickeln würde. Ich wollte das erst mal im Stillen
für mich probieren. So nach und nach hat sich das Ganze dann sehr gut für
mich entwickelt aber da bin ich dann bei „TomJay“ als Markennamen
geblieben. Darunter kannte man mich mittlerweile.
Hauptberuflich arbeite ich seit meinem Maschinenbaustudium als
Konstrukteur, für meine Covergestaltungen habe ich ein Nebengewerbe
angemeldet.
Du bist sehr vielseitig. Haben die Auftraggeber sehr genaue Vorstellungen,
vage oder manchmal gar keine, wie ein Cover gestaltet werden soll?
Tom: Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt Aufträge, da habe ich bei den
Entwürfen völlig freie Hand, was aber nicht immer die einfachsten sind, da
man dann eben auch nicht weiß, welche Vorstellungen der Auftraggeber
vielleicht insgeheim doch hat. Es gibt auch das andere Extrem, bei dem der
Autor ganz genau weiß, wie das Cover aussehen soll. Das hört sich zwar
einfach an, aber diese Vorstellungen sind auch nicht immer einfach
umzusetzen. Kompliziert wird es dann, wenn diese Ideen meinem grafischen
Empfinden wiedersprechen. Dann muss man dem Autor Gegenvorschläge
unterbreiten und erklären, warum man manches so nicht gestalten sollte.
Ich sehe manchmal Cover im Selfpublishing mit vielen Schriften,
verschnörkelt. Da drehen sich die Augen, lesen kann man auch nicht
besonders gut. Gibt es hier Vorstellungen der Auftraggeber, mit denen du
gar nicht klarkommst?
Tom: Wie eben schon erwähnt, gibt es so etwas und dann ist es nicht immer
einfach klarzumachen, dass es bestimmte grafische Grundsätze und
Gestatungsregeln gibt, die zu beachten sind.
Du musst dir vom Buch eine Vorstellung machen können. Reicht der
Klappentext oder musst du mehr Informationen haben?
Tom: Normalerweise reicht der Klappentext. Gerne habe ich aber auch noch
Zusatzinformationen z.B. wenn ein bestimmter Gegenstand eine besondere
Rolle spielt oder aber das Cover eine bestimmte Stimmung rüberbringen und
eine spezielle Zielgruppe ansprechen soll.
Du hast mein Cover gestaltet. Die erste Version zu „Frau mit Grill sucht Mann
mit Kohle“ habe ich in die Testlergruppe gelegt und an ca. 50 Freunde zur
Bewertung geschickt. Das war interessant. Gut fanden es die meisten. Nur
die Leute, die nicht wussten, was für einen Inhalt das Buch hat, meinten, ich
schreibe im Genre Erotik. War das für dich auch interessant? Die
Überarbeitung ist dann bei allen gut angekommen. Wirkung durch das Bild,
was ist das?
Tom: Ja das Cover ist insofern wichtig, da man darauf vieles impliziert, was
man vom Buch erwartet. Da ist es wichtig, die passenden Kriterien
rüberzubringen. Ich fand diese Rückmeldung auch sehr wichtig. Ich habe
aber auch die Erfahrung gemacht, dass man sich nicht durch zu viele
verschiedene Rückmeldungen verrückt machen sollte. Da hat jeder einen
anderen Geschmack und recht machen kann man es nie jedem. Man sollte
nur versuchen, die richtige Zielgruppe anzusprechen.
Manche Autoren sind speziell. Hast du schon Aufträge abgelehnt? Wo sagt
du nein und gibt es hierzu eine lustige Geschichte?
Tom: Oh ja, ich hatte erst vor kurzem einen Fall, bei dem mir die
Auftraggeberin nicht klar machen konnte, um was es in ihrem Buch
überhaupt geht. Das war in so schlechtem unverständlichen Deutsch und so
zusammenhanglos, dass ich den Auftrag dann nicht angenommen habe.
Was ist ein Wiedererkennungswert? Das meine ich in Bezug auf Serien. Sollte
man sich beim ersten Band darüber Gedanken machen?
Tom: Ja ich finde es wichtig, dass man sich gleich zu Beginn des ersten
Covers Gedanken darüber macht. Zwischen den verschiedenen Bänden
sollte es gewisse gemeinsame grafische Elemente geben, z.B. das Layout,
gleiche Schriften oder gleiche Bildelemente. So erkennt der potentielle Leser
gleich den Zusammenhang.
Der Preiskampf tobt auch bei den Coverdesignern. Du arbeitest mehrere
Stunden am Cover, dem Autor gefällt es nicht ganz oder gar nicht. Du gehst
erneut ans Werk. Das kostet Zeit, deine Arbeitszeit und die Software ist auch
nicht billig. Jeder Selbstständige möchte anständig bezahlt werden. Wie
gehst du damit um? Nervt es dich, wenn manche Leute nur 20-30 € für ein
Cover nehmen? Ist das wie mit den Dönerbuden, wo jeder meint, den
anderen unterbieten zu müssen, um dann übrig zu bleiben?
Tom: Ja manchmal nervt das schon ein bisschen. Gerade vor kurzem habe
ich an einer ausführlichen Diskussion zu dem Thema teilgenommen. Es ist
hier eben genauso wie auch sonst auf dem freien Markt. Man versucht ein
bestimmtes Preisniveau zu halten, aber wenn dann der Discounter kommt,
der mit Dumpdingpreisen versucht die Kunden zu ködern, dann regt man
sich im ersten Moment schon darüber auf. Andererseits wird sich
letztendlich die Qualität auszahlen und ich denke, wenn jemand schlechte
Erfahrungen mit einem Billig-Cover gemacht hat, das wahrscheinlich eher
schlecht gestaltet ist, dann wird er das nicht ein zweites Mal tun. Ich habe
aber auch erkannt, dass nicht jeder einiges an Geld übrig hat und eben eine
sehr preisgünstige Lösung sucht. Daher habe ich mir für diese Zielgruppe die
Gestaltung von Premade-Covern zur Aufgabe gemacht. Dies sind
vorgefertigte Cover ohne Auftrag, die dann relativ günstig von Autoren
erworben werden können. Der günstige Preis ergibt sich dadurch, dass das
Cover dann nicht mehr geändert wird, sondern so genommen werden muss,
wie es ist und somit entfällt die zeitaufwändige Abstimmungsarbeit
Thorsten ist gerade Papa geworden. Herzlichen Glückwunsch! Drei Jungs
plus Mann, hat deine Frau noch etwas zu sagen oder ist sie der
Löwenbändiger?
Tom: Danke Dir. Natürlich hat meine Frau etwas zu sagen. Ich denke wir
geben unser Bestes um sie zu unterstützen und es ihr nicht zu schwer zu
machen.
Vater sein; man darf sich heutzutage die Elternzeit teilen. Nimmst du da
wahr oder ist es nicht so, dass Männer vom Chef hören müssen, ihre
Karriere sei beendet, wenn sie darauf bestehen?
Tom: Bei uns ist es glücklicherweise so, dass bereits viele dies wahrnehmen
dürfen und dies auch tun. Da ich aber bereits nach der Geburt 5 Wochen frei
hatte, werde ich keine weitere zusätzliche Elternzeit mehr nehmen.
Eine letzte Frage. Wie schafft man es mit einem Job, drei Kindern, wobei ein
Baby einen wach hält in der Nacht, noch tolle Cover zu designen?
Tom: Das frage ich mich machnmal auch. Es ist tatsächlich nicht einfach, alles
unter einen Hut zu bringen, aber ich denke, dass das trotzdem recht gut
gelingt. Ich versuche jedem die entsprechende Zeit zu widmen und dem
allem gerecht zu werden. Zum einen funktioniert dies, da ich mit relativ
wenig Schlaf auskomme und schon sehr früh zur Arbeit fahre. Nach
Feierabend habe ich dann Zeit für Haus und Familie und wenn die Jungs im
Bett sind, dann ist die Zeit der Covergestaltung gekommen. Am Wochenende
findet sich dafür dann auch nich die ein oder andere zusätzliche Stunde.
Man muss eben aber auch Kompromisse eingehen und im Moment z.B. habe
ich den Kleinsten in der Babytrage vor meinem Buch und beantworte Dein
Interview.
Ich danke dir, dass du dir Zeit genommen hast, meine
Fragen zu beantworten.
Tom: Gern geschehen, es hat mich gefreut.
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