Autorin
Sabine Ibing
Gerd Pfeiffer gibt mit seinen Erzählungen einen kleinen Eindruck in die
brasilianische Welt. Mit »Ein Paar Turnschuhe« steigt er hart ein. Kurz und
prägnant, hart geht es in die Welt der Straßenkinder zu.
»In einem Land, das jedem Ehemann mindesten eine Geliebte gestattete
und jede Frau entweder Geliebte oder Ehefrau oder beides zugleich
war, herrschte strengste Prüderie.«
Mit »Ana und die Fische« wird es ein wenig mystisch, die längste
Geschichte. Der Apotheker, der für seine Tochter nur das Beste will, ein
Schwiegersohn, der sich nach der Heirat als unwürdig erweist, was er
auch einsieht und sich von dannen macht und glücklicherweise stirbt,
bevor einer von dem Skandal etwas bemerkt. Und da ist Ana, die Tochter,
ihre Liebe zum Meer.
»Ihre Kindheit verlebte sie auf dem Lande in einem Dorf ohne Namen. Als
sie fünf Jahre alt war, half sie ihrem Vater auf den Feldern. Mit sieben
war sie eine vollwertige Arbeitskraft, die nach der Feldarbeit die
bescheidene Hütte der Familie in Ordnung hielt, ihre jüngeren
Geschwister erzog und ihrer Mutter bei der Geburt der alljährlich und
frohgemut ins Leben tretenden Jüngsten zur Hand ging.«
Alle vier Geschichten haben mir gefallen, doch die von Dalva ist mein
Favorit. Das ungebildete Mädchen schafft es, bei einer reichen Familie
als Hausmädchen unterzukommen, die Hausherrin ist Ärztin. Der beste
Freund der Familie ist der sexsüchtige Maler Serge. Dalva schafft es, ihn
um den Finger zu wickeln und er heiratet sie. Für die Ärztin ist es
unangenehm, dem alten Hausmädchen nun auf gleicher Höhe
entgegentreten zu müssen, denn Dalva schlägt sich wacker in der für sie
neuen Welt, entwickelt sich zur eleganten Dame. Serge gewinnt an Kraft
und malt unermüdlich mit der Muse an seiner Seite und verkauft seine
Bilder zu Höchstpreisen. Er lebt zurückgezogen mit Dalva auf einer
kleinen Amazonasinsel, verstirbt plötzlich. Dalva findet immer wieder in
Verstecken alte Werke von Serge, die nun noch höhere Wert erzielen.
»Es geschieht. Immer. Überall. Aber doch nicht hier in seiner Familie.«
»Enkelin Tassia« ist eine kurze Geschichte, zu kurz, um mit einer
Beschreibung zu viel zu verraten. In jeder dieser Geschichten finden wir
die Sehnsucht, sein Leben zu verändern, jemand anders zu sein. Und die
Protagonisten packen es an.
»Gerd Pfeiffer war weltweit als Investmentbanker tätig, bevor er nach
seinem Rückzug ins Privatleben mit dem Schreiben begann«, so die
Verlagsinformation. Ich gehe davon aus, dass er eine Weile in Brasilien
gelebt hat, denn seine Beobachtung für Land und Leute sind scharf. Die
Moderne prallt gegen ein vergangenes Jahrhundert, gnadenlose
Großstadt gegen verschlafenes Landesinnere, Machismo gegen
aufbegehrende Frauen, Arm gegen Reich, Standesdünkel, ein Hauch von
alten Geschichten, Mystik. Ein kleiner Band, mit gelungenen
Kurzgeschichten.
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Rezension
Ana und die Fische
Erzählungen aus Brasilien
von Gerd Pfeiffer