Autorin
Sabine Ibing
Bücher, die mir selbst gut gefallen haben
Historische Romane
Rezension
Das Haupt der Welt
von Rebecca Gablé
Der Roman berichtet von der Zeit um Kaiser Otto den Großen, der
Deutschland und Frankreich wieder zu einem großen Reich einigen
wollte. Es beginnt mit dem Sturm auf die Brandenburg im Jahr 929 unter
König Heinrich I., dem Vater vom Otto. Der slawische Fürstensohn der
Heveller Tugomir und dessen Schwester Dragomira werden gefangen
genommen, Hauptakteure in dieser Geschichte. Thankmar, Ottos älterer
Bruder aus einer früheren Ehe König Heinrichs gehört zu dem Gespann,
die zunächst alle als Freunde agieren.
So könnte es gewesen sein: Familienfehden, betrogene Ehegatten,
uneheliche Kinder, Machtgier. Ottos Mutter Mathildis, die lieber Ottos
jüngeren Bruder Henning auf den Thron haben würde, spinnt im
Hintergrund Intrigen, Henning mischt kräftig mit. Henning hätte
genügend Möglichkeiten gehabt, den Bruder zu beseitigen. Ich denke,
hier wird die Geschichte ein wenig verdreht. Auch Thankmar fühlt sich in
der Thronfolge nicht beachtet genug, als Ältester. Aber er entstammt
aus der ersten Ehe von Heinrich I. und ist nicht legitimiert, da diese Ehe
vom Bischhof nicht anerkannt und wieder gelöst wurde. Er wird sich
später gegen seinen Bruder und König stellen, obwohl er militärisch gar
nicht in der Lage ist, den Thron zu erkämpfen. Tugomir hängt weiter
seinen kulturellen Idealen hinterher, zeigt sich als kundiger Heiler.
Heinrich gelingt es, sich durch geschickte Heiratsverbindungen, in
Sachsen zu positionieren. Otto christianisierte die Slaven, handelte große
Bündnisse aus, als Mann der Diplomatie bekannt. Er eroberte das heutige
Italien und konnte sich bis nach Byzanz ausbreiten, was ihm den
Beinamen “der Große” gab, schon die ersten Geschichtsschreiben
nannten ihn “totius orbis caput”, das Haupt der ganzen Welt.
Insgesamt ist das Buch spannend, man fliesst hinein in das
mittelalterliche Flair, in Verhandlungen und Intrigen. Rebecca Gablé
macht sich ein wenig lustig über Religion, indem sie Tugomir immer
wieder den christlichen „Buchgott“ kritisieren lässt, aber auch durch die
anderen Seite dessen Götterschaft anprangert, die mitunter sehr
gewalttätig ist.
In gewohnter Weise bringt sie geschichtliche Ereignisse und Personen in
einer fiktiven Geschichte herüber, so dass man geneigt ist zu glauben,
so sei es gewesen. Gut recherchiert und im Anhang dokumentiert kann
man die Daten nachverfolgen. Rundum wieder ein gelungener Roman
von Rebecca Gablé. Ein dickes Buch, schnell durchgelesen.
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