Autorin
Sabine Ibing
Bücher, die mir selbst gut gefallen
haben
Krimis / Thriller
Rezension
Das Sandmann-Projekt
von Anette Hinrichs
Das Buch hatte ich ausgewählt, weil die ersten zwei Seiten mich
angezogen haben.
Marlin Brodersen, Ermittlerin in Hamburg, hat einen neuen Fall zu
lösen. Ein Psychiater wurde erschossen, ein betagter Herr, der sehr
zurückgezogen lebte. Die Spuren laufen ins Nichts. Er war Mitglied im
Schmauchverein, ein Club von Pfeifenrauchern, die dichtmachen und
sich sehr unangenehm zeigen. Es scheint, der Tote war ein
unbeliebter Eigenbrötler. Im Rasen der Toten, so stellt man ein paar
Tage später fest, waren Zahlen eingemäht. Was haben die zu
bedeuten? Niemand hat etwas gehört oder gesehen. Verwandte
haben keinen Kontakt. Der Erbe des Psychiaters ist überrascht. Er
kennt den Toten nicht. Die Spuren führen auch nach Berlin, zurück in
alte DDR-Zeiten.
Ein souveräner Krimi, gut dargestellte Polizeiarbeit, eine schlüssige
Story. Die Charaktere sind feingezeichnet und der Hintergrund ist
interessant und gut recherchiert. Soweit hat mir das Buch gut
gefallen. Nun kommt das Aber. Auf Seite 229 stellt Marlin Brodersen
fest: „Die Ermittlungen ziehen sich wie Kaugummi.“ Das ist mein
Problem mit dem Buch. Ich habe es oft zur Seite gelegt, weil die Story
auf der Stelle trat. Mir fehlte ein Spannungsbogen, denn der zieht sich
gradlinig am unteren Ende. Marlin fährt hierhin, redet mit diesem und
jenem. Niemand weiss etwas und winzige Puzzleteile könnten
irgendetwas bedeuten oder auch nichts. Marlin ist am Verzweifeln.
Das ist gut dargestellt, denn so ist in der Regel die Polizeiarbeit. Auch
Marlins Privatleben wird nett geschildert. Allerdings ist dies kein
Roman, der einen Zeit und Raum vergessen lässt. Das Buch ist
lesenswert für alle Menschen, die aufregende Storys eher meiden. Ein
Buch, das inhaltlich hoch zu werten ist, insbesondere wenn man sich
für Geschichte interessiert und für die Machenschaften des DDR-
Systems, den Umgang mit unerwünschten Personen.
Und meine Kritik geht an den Verlag, der anscheinend Papier sparen
wollte! Der Krimi ist in zwei Zeitebenen geteilt: Heute und damals
(kursiv). Das kann man auseinanderhalten. Innerhalb des Kapitels
wird aber verdammt häufig Person, Zeit und Ort gewechselt, was
grundsätzlich ok ist. Es nervt allerdings, dass dies mit einem normalen
Absatz getrennt wird. man liest, ist im nächsten Absatz verwirrt, fragt
sich, mit wem hat man es zu tun, wo man sich befindet? Wechselt Ort,
Zeit und Person, so wäre es für den Leser einfacher, ein Kapitel, einen
Absatz mit drei Leerzeilen oder Sternchen u. ä. zu setzen. Mich hat es
gewaltig genervt, den Lesefluss oft durcheinandergebracht.
Resümé: Ein empfehlenswertes Buch mit geschichtlichem Hintergrund
für den seichten Leser.
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