Autorin
Sabine Ibing
»›Lektorieren ist so, als würde man mit forensischer Kaltblütigkeit seine
eigene Obduktion durchführen‹, sagte Mr. Morrells koffeinhaltige
Stimme zur Begrüßung, ›und wenn du kein guter Lektor bist, bist du wie
ein Lazarettarzt, der den falschen Arm annäht. … Ehrlich gesagt,
dieses Buch ist ein echtes Kontergankind, und im Augenblick ist der
tragische Held des Romans der Autor selbst, den anscheinend sogar die
Romanfiguren irgendwie bemitleiden.«
Liam möchte eigentlich Schriftsteller sein, doch sein erster Roman lässt
auf sich warten. Darum arbeitet er als Polizist. Sein bester Freund ist
Aldo Benjamin, dessen kluge Worte Liam in seinem Notizheft festhält.
Aldo ist the Man of Desaster, einer, in dessen Leben alles schiefläuft.
Jeder Versuch, Geld zu verdienen, endet im Elend, in einer weiteren
Verschuldung. Eine Krankheit lässt ihn im Rollstuhl landen. Die Tasse mit
kochend heißem Wasser, die in seinem Schoß landet, ist das geringste
Übel. Liam, ständig an Aldos Seite, schuftet sich für ihn ab, trägt ihn die
Treppen zum Strand hinauf und hinunter, auch mal runter zur Toilette
der Standbar, weil, wie immer, das Behindertenklo nicht funktioniert.
Nur wie kommt man die steile Treppe wieder hinauf? Wenn Aldo pfeift,
dann springt Liam, denn kein Mensch kümmert sich um den armen Kerl
… doch eines Tages stellt Liam fest, er selbst ist nur ein Teil eines
Geflechts, bei dem keiner den anderen kennt, Aldo ist ein Schlitzohr.
·
»Aldo stellte sie vor. Jeremy Samuels, Anwalt, Evan Pascall,
Zahnarzt, Graeme Frost, Steuerberater ... Er hatte sich persönliche
Beziehungen aufgebaut, die die ganze Bandbreite beruflicher
Dienstleistungen für sein bescheuertes Menschenleben abdeckten, in
dem sich mit bizarrer Regelmäßigkeit Notsituationen ereigneten. Er
bewegt sich ständig am Rande der Hysterie ... Dieses systematische
Sammeln von menschlichen Feuerlöschern war schamlos. Ich fühlte
mich benutzt.«
Insgesamt ist dies eine Geschichte über eine Männerfreundschaft,
feinsinnige Gedanken über die Welt und das Leben, humorvoll,
tiefsinnig, eine Geschichte über das Scheitern. An manchen Stellen ist
der Roman sehr breit ausgerollt, so dass ich zu blättern anfing. Die
ausufernden Stellen nehmen dem Text ein wenig den Humor, die
Spritzigkeit. Ein interessantes Buch, doch wer Sätze scheut, die mehr als
eine Seite fassen, ausufernde Beschreibungen, sollte Abstand nehmen.
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