Autorin
Sabine Ibing
Der erste Satz: »Crissa zog sich die Skimaske über das Gesicht, trat
auf die Kupplung des Schaufelladers und schaute über den Asphalt
zum Geldautomaten hinüber und dem rotgeziegelten Bankgebäude
dahinter.«
Crissa braucht Geld und sie ist dreist. Bankomaten sind ihr Ziel. Doch
Crissa ist intelligent und vorausschauend. Wenn es gut läuft, muss
man aufhören, sonst schnappt dich die Polizei. Aber das Geld ist
nicht genug. Sie braucht es nicht für sich, sondern für die Anwälte
ihres Freundes, der im Knast sitzt. Und da winkt ihr ein Angebot.
In New York regierten in den 70-gern fünf Familien der Mafia die
Unterwelt. Einer der alten Paten ist 30 Jahre später verstorben und
hat irgendwo eine Menge Geld gebunkert. Benny, einst im Team,
auch nicht mehr ganz taufrisch, arbeitet in einem kleinen
Restaurant, hat sich dort verkrochen. Er ist damals ausgestiegen,
doch die Mafiaschnüffler sind ihm auf den Fersen, finden ihn, denn
Benny könnte wissen, wo der alte Mafiaboss die Kohle versteckt hat.
Er kann entkommen. Doch ihm bleibt nur eine Lösung: Er selbst
findet das Geld, um richtig untertauchen zu können. Dazu braucht
er Crissa.
Die Geschichte geht auf ein wahres Ereignis zurück, den 11.
Dezember 1978: Um 15.12 Uhr fahren zwei dicke Autos mit mehr als
einem halben Dutzend schwerer Jungs vor den Lufthansa-
Cargobereich von NY. Sie erbeuten 40 Pakete mit Geld und
Wertsachen von Touristen und Soldaten die von der Lufthansa in
die USA zurücktransferiert worden waren, 5 Millionen Dollar. Plötzlich
versterben so ziemlich alle die Gangster, die an diesem Raub
beteiligt waren, einer sagt nun aus, hat Angst um sein Leben, Benny.
Der Benny in dieser Geschichte. Ein Teil des Geldes wurde nie
gefunden.
Von der ersten bis zur letzten Seite schießt dem Leser Adrenalin ins
Blut und irgendwann ist man leider auf der letzten Seite
angekommen. Crissa ist eine Planerin, die durchdacht handelt, was
sie ihren testosterongesteuerten Mittätern bzw. Gegnern
gegenüber überlegen macht. Benny ist ein alter Mann, der sich im
heutigen Gangsterleben schwer zurechtfindet und einen Fehler
nach dem anderen macht. Ein feines Paar, Aktion, Krisen Tempo.
»Alles, was sie im Leben besaß. Alles, was sie vielleicht je haben
würde. Und das war nicht genug.«
Glocks und Berettas im Anschlag, zwischendurch hört Crissa Brahms.
Crissa, eine Kriminelle mit Herz, die niemandem weh tun möchte, was
ihr allerdings nicht immer gelingt, beweint ihre große Liebe, ein
Mann, der in Texas einsitzt. Stroby besticht nicht durch Dialoge,
sondern durch das schlüssige Handeln seiner Figuren. Heute sind
actiongefüllte Bücher meist unglaubwürdig, leben von
Effekthascherei. Das hat diese Geschichte nicht nötig. Action pur, es
knallt und kracht, eine intelligente Story, ein laubwürdiger Plot,
begleitet von einem Gangsterteam mit weichem Herz, zum
liebhaben, für Hard-Boiled und Noir-Krimifans, ein Buch, das man
sich nicht entgehen lassen sollte.
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Rezension
Geld ist nicht genug
von Wallace Stroby