Autorin
Sabine Ibing
Bücher, die mir selbst gut gefallen
haben
Krimis / Thriller
Rezension
Luzerner Todesmelodie
von Monika Mansour
»Neven O’Brien vermochte mit seinem Charme den ganzen Raum
unter Strom zu setzen. Kein Wunder fielen die Frauen reihenweise vor
ihm in Ohnmacht. War es möglich, dass selbst hartgesottene Männern
in seiner Nähe den heterosexuellen Stand aufs Spiel setzten?«
Kommissar Cem Cengiz wird zu einem Überfall auf eine Joggerin
gerufen. Kaum hat er sich der Sache vor Ort angenommen, fällt ein
Schuss in einem Haus direkt am Ufer des Vierwaldstättersees. Cem
stürmt hinein. Zwei Leichen im Wohnzimmer, darüber gebeugt Neven
O’Brien, der weltbekannte Teufelsgeiger. Neven streitet die Tat ab. Im
Dunstkreis des charismatischen Musikers ermittelt Cem in dessen
»Familie«, einem ausgesuchten Kreis von skurrilen Menschen, die zu
dem engen Team von Neven gehören. Wer hat Nevens Vater und die
Stiefmutter getötet? Anfänglich steht für Cem fest, es kann nur Neven
selbst gewesen sein, doch die Spurensicherung gibt diesen Schluss
nicht her.
»Obwohl gross gewachsen, war Neven eher schlaksig. Die Mütze hatte
man ihm abgenommen. Seine hellblauen Augen starrten Cem an. Sie
hatten die Farbe von Meerwasser an einem weissen, flachen
Sandstrand: klar und ohne Tiefgang. Es waren schöne Augen,
verführerische Augen.«
Cem hat alle Hände zu tun, auch sein Privatleben kommt nicht zu kurz.
Die Schwester ist aus England zu Besuch, erweckt den brüderlichen
Beschützerinstinkt und Cems Herz tanzt zwischen zwei Frauen. Der
Geiger zeigt sich als Soziopath, charismatisch, manipulativ, die
Menschen die ihn umgeben sind jeder auf seine Weise von ihm
abhängig. Luzern, Vierwaldstättersee, das berühmte Konzerthaus KKL,
eine wundervolle Kulisse im Hintergrund des Krimis.
Der schweizerischen Schriftstellerin Monika Mansour gelingt es,
sämtliche Charaktere aufzublättern, nach allen Seiten auszuleuchten
mit all ihren Gedanken und Emotionen, in ihrer Verschiedenartigkeit.
Der Soziopath Neven saugt den Leser ins Buch, zu welchen Taten ist er
fähig, stets ein nettes Lächeln im Gesicht? Was ist Wahrheit, was ist
Schein? Vielmehr möchte ich zum Inhalt nicht preisgeben, denn die
Autorin spielt mit dem Leser von der ersten bis zur letzten Seite. Die
Spannung lässt niemals nach, baut sich immer weiter auf. Ein Krimi,
den man nicht beiseitelegt, literarisch pointiert, bildliche Sprache, die
die fesselt und ein Plot wie ein Feuerwerk. Das Manuskript eines
Teufelsgeigers! Für mich ist dies der beste Krimi, den ich in diesem
Jahr in die Hand bekommen habe.
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