Autorin
Sabine Ibing
Bei humorvollen Krimis bin ich vorsichtig, da sie sich oft als
oberflächlich und platt entpuppen. Am Ende dieses Krimis
angekommen sortiere ich ihn unter Satire, beißender Humor ein,
den ich besonders als Hörbuch empfehlen mag, da Michael
Schwarzmaier als Sprecher dem ganzen das Sahnehäubchen
aufsetzt, gekonnt bayrisch poltert, flucht und berlinert. Hier ist alles
schwarz, der Humor, die Seelen.
1. Strang: 1996, Berlin, ein junger erfolgloser Strafverteidiger, Dieter
Sitting, bekommt Besuch von Gregor Nolte, der ihn im Gerichtssaal
bewundert hat. Der Geschäftsmann hat einige Aufträge parat, die
Kanzlei blüht auf unter dem neuen Mandanten. Nun zeigt Nolte sein
wahres Gesicht. Denn nachdem Sitting trotz eines
Erpressungsversuchs, noch gegen Gebot einer hohen Geldsumme
sich nicht in die Geschäfte des Waffenhändlers der russischen Mafia
einspannen lassen will, wird seine Kanzlei kurz und klein
geschlagen, die Anwaltsassistentin landet mit schweren
Verletzungen im Krankenhaus auf der Intensivstation.
2. Strang: 2016, Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner am
Tegernsee, ein dreckerter Muhackl, ein Dreckbär, versucht, an
Fasching Michaela Hundsgeiger flachzulegen, indem er prahlerisch
eine Villa als sein Eigen bezeichnet, zu der er sich illegalerweise
einen Schlüssel besorgte. Der Hausherr ist außerhäusig. Kreuthners
Führerschein ist futsch, den haben die hinterfotzigen Kollegen
einkassiert, weil sie es auf ihn abgesehen haben … Nichts ist wie
früher, als der Dorfscherif noch etwas zu sagen hatte, die Kollegen
nie einen der ihren in die Pfanne gehauen hätten. Drum braucht es
einen Fahrer, der das Paar zum Schäferstündchen fährt, Manfred
Waller, der schaurig als Tod verkleidet ist. In der Villa angekommen,
überlegt Kreuthner, wie er Manfred loswerden kann, während die
schwer beeindruckte Hundsgeigerin kurz verschwinden muss. Auf
der Suche nach der Toilette entdeckt die das Schlafzimmer und im
Bett einen schlafenden alten Mann. Sie holt Kreuthner und Manfred
und als sie zu dritt zurückkommen, steht im Zimmer die junge Lara.
Sie sieht Manfred, den Tod, und schießt.
3. Strang: Ein unbekannter Mann, der sich am Tegernsee
herumtreibt. Ein zu identifizierender Mann, der sich am Tegernsee
herumtriebt, ein Detektiv mischt in der Geschichte mit, der in der DDR
einst bei der Stasi tätig war.
Kommissar Clemens Wallner vermisst derweil zu Hause Opa
Manfred, gibt bei den Kollegen eine Vermisstenanzeige auf. Er
erfährt, Opas Auto ist an einem Tatort aufgefunden worden und es
gibt eine Leiche, ein alter Mann ist tot.
Mit »Leichen-Leo«, wie man Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner
nennt, hat Andreas Föhr eine hinterfotzige Type geschaffen, die
satirisch gezeichnet viel Spaß macht. Er hilft einer Gefangenen zu
fliehen, natürlich eigennützig und um andere anzuschwärzen,
versteckt sie zu Hause, und gleich soll sie seine Küche streichen und
Schnaps brennen. Raubeinige Burschen im Wirtshaus haben ihren
Spaß mit Bullen, zu lachen gibt es genug.
Überhaupt, viele schmeichelnde Figuren kommen hier nicht vor.
Clemens Wallner ist der einzige Sympathieträger. Satire neigt dazu,
ins Klischee zu kippen. Manche skurrilen Typen schwimmen an der
Grenze, wie der IT-Nerd, und man fragt sich, ob der Detektiv
obendrauf eine Stasi-Karriere benötigt, bzw., ob er wirklich den
Macho-Hardliner raushängen lassen muss. Frauen alle als
geldgierige Blutsaugerinnen dargestellt. Weniger ist manchmal
mehr. Insgesamt kann ich damit leben, es hält sich in Grenzen.
Opfer werden zu Tätern. Eine gutdurchdachte Story, die durch die
liebevoll gestalteten Figuren gefällt, mit stets unterliegenden
Humor. Zwei Stränge, die zuerst voneinander weit entfernt sind und
am Ende in einem Geflecht aus Berlin, Russen-Mafia,
Immobilienskandal, Südamerika, letztendlich am Tegernsee
zusammenfinden, zur Auflösung gelangen. Spannung bis zur letzten
Seite, ein Krimi, der Spaß macht. Dies ist für mich der erste Wallner-
Kreuthner-Krimi, es gibt derer schon sechs zuvor. Ich habe mir
sagen lassen, es wäre der Schwächste. Dann freue ich mich nun erst
recht auf die anderen sechs!
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Rezension
Schwarzwasser
von Andreas Föhr
Gesprochen von: Michael
Schwarzmaier
Spieldauer: 10 Std. 01 Min.,
ungekürztes Hörbuch