Autorin
Sabine Ibing
(Herausgegeben und aus dem Französischen von Rudolf von Bitter)
1843 hat der französische Schriftsteller Honoré de Balzac in seinem
Werk »Monographie de la presse parisienne« seine Geringschätzung
gegenüber Journalisten zu Papier gebracht. Nach circa 150 Jahren ist
dieses Werk immer noch aktuell. Man kann es nicht glauben, bisher ist
dieses Buch nicht auf Deutsch erschienen! Vielen Dank, Rudolf von
Bitter, für diese Übersetzung.
»Die Presse, wie die Frau, ist wunderbar und erhaben, wenn sie eine
Lüge vorbringt. Sie lässt nicht locker, bis Sie ihr glauben, und sie
verwendet die größten Talente auf diesen Kampf, in dem das Publikum,
so dämlich wie ein Ehegatte, immer unterlegen ist. Wenn es die Presse
nicht gäbe, dürfte man sie nicht erfinden.«
Balzac unterteilt die »Schmierfinken« in Publizisten und Kritiker,
Gattungen mit Untergattungen wie bei Brehms Tierleben. Feuilletonisten
bezeichnet er als »fröhlichste Spezies all dieser Papierverschwender«.
Es gibt »Pamphletisten, Lobhudler, Schönschreiber, Nihilogen, das
Faktotum, Zeilenangler, den Mann fürs Grobe und was sonst noch alles
in Redaktionen kreucht und fleucht.« Die »Quarkschläger« gehören zu
der Gattung der Journalisten, die Art Artikel schreiben, die die Masse
der Leser konsumieren möchte, es sind opportunistische Karriere-
Journalisten. Schon damals werden Buch-Piraten benannt, die sich
Raubdrucker nannten.
»Für den Journalisten ist alles Wahrscheinliche wahr.«
Voller Polemik und Satire zieht Balzac über die Presse her, in Wut über
die schlechten Rezensionen seiner Bücher. Balzac selbst hatte als
Journalist begonnen, sich dann für die Schriftstellerei entschieden,
wurde von den Kollegen in den Dreck gezogen. Er behauptet, im
Gegensatz zum Schriftsteller bedienen sich Journalisten an
vorgefertigten Sätzen. In den Redaktionen befinden sich Menschen »mit
grüner, gelber oder roter Brille, die dereinst mit ihrer Brille auf der
Nase sterben werden und die man einem bestimmten Blatt zuordnet.«
Und die ernsthafte Recherche kann nicht bezahlt werden, drum gilt:
»Erst daufhauen, dann klären.«
Er kennt sich aus in Zeitungen, beschreibt den Wettbewerb der
Marktanteile, politischen Einfluss und den Einfluss der Werbeschaltung.
Eine gehaltvolle Fürsprache zum Urheberrecht, wird Jahre später vom
Gericht zur Urteilsfindung und gültigen Rechtsprechung herangezogen,
ist noch heute brandaktuell. Voll Temperament peitscht Balzac
respektlos auf die ehemaligen Kollegen ein, polemisch, ja, aber mit viel
Tiefe und Sachverstand. Schmierenpresse, Fake-News, Lügenpresse,
Presse zur Meinungsmache zu nutzen, politische Zwecke, gockelhafte
Chefredakteure, allzu viel hat sich seit damals nicht geändert. Balzac
bedauert, dass die ehrlichen, kritischen Journalisten weder von der
Presse noch vom Volk geliebt werden.
»Das Blatt mit den meisten Abonnenten ist also das, das der Masse am
ähnlichen ist.«
Ich finde, dieses Buch darf in keinem Bücherschrank fehlen.
»Der junge blonde Kritiker – Drei Arten: 1. Der Leugner, 2. Der
Spaßvogel, 3. Der Lobhudler« Nun frage ich, wer bin ich? Zum Glück bin
ich nicht blond.
zeitgenössische Romane
Krims und Thriller
Historische Romane
Fantasy, Fantastic, SciFi, Utopien Dystopien
Sachbücher (für jedermann)
Kinder- und Jugendliteratur
Bücher, die mir selbst gut gefallen haben
zeitgenössische Romane
Rezension
Von Edelfedern, Phrasendreschern
und Schmierfinken
Die schrägen Typen der Journaille
von Honoré de Balzac