Autorin
Sabine Ibing
Der erste Satz: »Im April erblühten in der mit Schwarzeichen bestandenen
Hügellandschaft und den riesigen Prärien des Osage-Territoriums in
Oklahoma Millionen kleiner Blumen: wilde Stiefmütterchen Tellerkräuter und
Federblumen.«
Ein Sachbuch, das sich wie ein Krimi liest. Ein Buch, das wütend macht - »Die
wahre Geschichte hinter der spektakulärsten Mordserie Amerikas – Die
Geburtsstunde des FBI«. Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte man in den USA
alle Indianer von ihrem Land vertrieben, in Reservate gesteckt, teilweise mit
Verträgen, die ihnen das Eigentum dieses Landes zusprach. Die Osage-
Indianer hatte sich günstig Land erwerben können, steiniges Prärieland, an
dem die Weißen nicht interessiert waren, da es nicht zum Ackerbau taugte.
Was man damals nicht wusste: Unter diesen Steinen verbarg sich das
reichste Ölvorkommen der USA.Und so wurden die Osage-Indianer über
Nacht Millionäre.
»In den 1920gern hatten nicht die Bewohner von New York oder Paris das
höchste Pro-Kopf-Einkommen: Die reichsten Menschen der Welt waren
Osage-Indianer im amerikanischen Bundesstaat Oklahoma.«
Im Mai 1921 machte sich Mollie Burkhart, eine Indianerin aus den Osage-
Reservat, Sorgen um ihre Schwester Anna Brown, die nicht nach Hause
gekommen war. Anna wird Tage später tot aufgefunden, mit einer Kugel im
Kopf. William Stepson, ein Indianer des Stammes, wird auch erschossen in
der Prärie entdeckt. Warum wurden die beiden ermordet? Im späteren
Verlauf sterben noch über 20 Indianer. Und der Journalist David Grann fand
bei seinen Recherchen vor ein paar Jahren heraus, dass es wesentlich mehr
Ermordete gegeben hatte, weil man zu der Zeit nicht unbedingt eine
Obduktion verlangte, wenn jemand anscheinend natürlich verstarb, schon
gar nicht bei einem Indianer. Viele Stammesbrüder wurden durch Whisky
vergiftet.
»Noch Jahre nach der Amerikanischen Revolution war die Öffentlichkeit
gegen die Schaffung von Polizeibehörden, da man fürchtete, diese könnten
zu einem Instrument der Unterdrückung werden. Stattdessen schrien die
armen Bürger Zeter und Mordio, wenn es um die Verfolgung Verdächtiger
ging.«
Da Mollie Burkhart weder den örtlichen Ärzten, dem Sheriff und dem Richter
traute, engagierte sie Privatdetektive, um den Tod ihrer Schwester
aufzuklären. Es gibt Verdächtigungen, Alibis, Asservaten verschwinden.
Immer mehr Indianer versterben.
»Die Menschen mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt wurden zu
den am häufigsten ermordeten.«
Und nun kommt Tom White auf den Plan. Hoover hatte es durchgesetzt, eine
Bundespolizei zu gründen, die bestechungsfrei bei größeren Kriminalfällen
in den korrupten Counties tätig sein sollte. Allerdings durften die Agenten
zu der Zeit lediglich ermitteln, noch nicht festnehmen. Die wenigsten der
Agents hatten eine Polizeiausbildung, waren lediglich in Kursen geschult.
Hoover verlangte eine genaue Aufzeichnung, Protokolle und einen
ständigen persönlichen Rapport. White entsprang den Texas-Rangers, ein
Beruf, dessen Tage gezählt war. Von Anfang war sich White bewusst, dass
er es im Reservat mit Korruption zu tun hatte, ein Geflecht von Lügen und
Vertuschung. Darum setzt er verdeckte Ermittler ein, die sich als Cowboy,
Banker usw. unter die Bevölkerung schlichen. Die Indianer besaßen viel Geld,
hatten dementsprechend viel zu vererben, war ihre Ausrottung der Plan?
Wer steckte dahinter und wie hing alles zusammen?
»White kam es so vor, als irre er durch eine Wildnis voller Spiegel – seine
Arbeit glich eher der Spionage denn einer Kriminaluntersuchung. Es gab
Maulwürfe, Doppelagenten und vielleicht sogar Dreifachagenten.«
Mollie gibt nicht auf, doch auch ihre andere Schwester wird samt Ehemann
getötet: Ihr Haus wird nachts durch einen Bombenanschlag samt Bewohner
in die Luft gejagt. Nun bekommt auch Mollie Angst. Stück für Stück arbeitet
sich White vor, deckt auf, vermutet, recherchiert. Selbst in den eigenen
Reihen gibt es einen Verräter! Er findet heraus, wie die Geschichte
zusammenhängt, wer die Fäden in der Hand hält. Nur wie soll er das
beweisen? Zeugen versterben, kippen um, verschwinden. Es kommt die Zeit,
da er genügend Beweise in der Hand hält. Immer wieder verschwinden
Unterlagen. Zeugen widerrufen. Heimische Gerichte hielt er für korrupt, wie
sollte er es schaffen, an Bundesgerichte zu kommen. Und …
»Würde ein Geschworenengericht aus zwölf weißen Männern einen anderen
weißen Mann für die Tötung eines Indianers überhaupt bestrafen?«
Es geht in diesem Buch um die amerikanische Geschichte, bei der sich sicher
niemand mit Ruhm bekleckerte. Hoover ging es um den Beweis, dass eine
polizeiliche Bundesbehörde den Sumpf von Korruption austrockenen kann.
Ihm ging es nicht um die Indianer. Grann berichtet eindringlich, dass der
Wilde Westen nicht nur wild war, sondern verbrecherisch ohne Gleichen. Es
regierten mächtige Männer, die Kapital besaßen und brutale Freunde an
der Seite stehen hatten. Geld regierte, wer aufmuckte, war des Todes.
Sheriffs, teils ehemalige Verbrecher, die genauso wie Richter die Hand
aufhielten. Indianer, die gleichgesetzt wurden mit Haustieren, die rechtlich
chancenlos waren. Aus Habgier wurde ein Gesetz erlassen, das feststellte,
Indianer können nicht mit Geld umgehen und benötigen aus diesem Grund
einen Vormund. Und dieser verwaltete das Geld der Indianer, betrog,
bestahl die Klienten, die bis zur Zahnpasta und dem Bonbon Quittungen für
ihre Ausgaben vorlegen mussten. War ein Halbblut, hatte er einen höheren
Status, war ein Indianer mit einem/r Weißen verheiratet, so wurde dieser
der Vormund. Gewalt, Ellenbogen, Geld, Korruption, der weiße Mann hatte
das Sagen, das amerikanische Spiel der Gründerväter, das sich in
Tendenzen bis in die heuteige Zeit fortsetzt.
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Rezension
Das Verbrechen
von David Grann
Die wahre Geschichte hinter der spektakulärsten
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