Autorin
Sabine Ibing
»Drei Kurzgeschichten über drei Menschen«
Drei kurze Geschichten, die es in sich haben, wie bei Ferdinand von
Schirachs Büchern gewohnt.
»Der Bäcker«, die erste Geschichte handelt von einem
Konditormeister, der einstmals in seiner Bäckerei kunstvolle Torten
kreierte. Nach seiner Haftentlassung leitet er einen Backshop,
vertreibt geschmacklose Fertig-Backwaren aus der Fabrik, die er
nur aufbacken muss.
Carl Tohrberg von Ferdinand von Schirach
»Seybold«, Manfred Seybold ist Amtsrichter, der akkurateste unter
ihnen. »Fast alle Straftaten kommen ihm seltsam vor, er versteht die
Angeklagten nicht, ihre Motive bleiben ihm fremd.« Auch Seybold
muss einmal in Rente gehen ...
Der Anfang der letzten Geschichte, Carl Tohrberg: »Carl sprach nie
viel. Als Kleinkind hatte ihn seine Mutter aus Versehen von einer
Kommode fallen lassen, seitdem zog er das rechte Bein nach.« Kurz
beschrieben, die Familiengeschichte von Carl, dem
Versicherungsangestellten, der sich mit der Mathematik der Statistik
beschäftigt, am Ende ein steht ein Weihnachtsfest ...
Ferdinand von Schirach beschäftigt sich wie immer mit der Seele des
Menschen. Wir lesen in der Zeitung von Straftaten, manche lassen
uns vor Entsetzen erstarren, oder vor Belustigung den Kopf
schütteln. Wenn man eine Geschichte verstehen will, muss man
hinter die Fassade schauen. Genau das macht der Autor. In kurzen,
präzisen Sätzen zieht er die Quintessenz, die zu einem Ereignis
führt. Von Schirach ist ein Meister der Verdichtung! 63 Seiten in
einem Buch vom Format eines Reclam-Heftchens, drei Lebensläufe,
drei Katastrophen und dreimal hat der Leser Anteilnahme dafür,
was sich hinter einer solchen Zeitungsmeldung verbergen könnte,
was nicht bedeutet, dass er Verständnis zeigen muss. Der Autor
bewertet nicht, versucht auch nicht, Mitleid zu erhaschen. Es geht
lediglich um das Aufzeigen menschlicher Abgründe. Eine distanziere
Erzählhaltung, die lediglich Fakten benennt, nüchterne
Berichterstattung. Bei Ferdinand von Schirach finden wir keine
bildhafte Sprache, und doch berühren uns seine Geschichten. Sie
setzen in der Primäremotion (genetisch) an, etwas, das jeder
versteht: Wut, Liebe, Freude, Zugehörigkeit, Ekel, Verachtung,
Trauer. Und er leitet hinüber zur Sekundäremotion (erlernt), Stolz,
Misstrauen, Scham, Neid, Eifersucht, Unsicherheit, Einsamkeit, Hass,
Ausgrenzung, Enttäuschung, Verletzung der Seele. Er braucht keine
Bilder, um etwas zu beschreiben, der Autor serviert uns auf dem
Tablett, was in jedem von uns steckt.
Weitere Romane von Ferdinand von Schirach:
Verbrechen von Ferdinand von Schirach
Terror von Ferdinand von Schierach
zeitgenössische Romane
Krims und Thriller
Historische Romane
Fantasy, Fantastic, SciFi, Utopien Dystopien
Sachbücher (für jedermann)
Kinder- und Jugendliteratur
Bücher, die mir selbst gut gefallen haben
Krimis / Thriller
Rezension
Carl Tohrberg
von Ferdinand von Schirach