Autorin
Sabine Ibing
Bücher, die mir selbst gut gefallen haben
Historische Romane
Rezension
Das Geheimnis der Maurin
von Lea Korte
Das Buch setzt dort an, wo die Geschichte der „Maurin“ endet, mit
dem Ende der Zeit der Reconquista. Wer den ersten Band mochte,
wird auch mit dem zweiten zufrieden sein. Zahra die Maurin, die mit
dem Christen Jaime zusammen in Granada lebt, erzieht die Kinder im
muslimischen Glauben. Ihre Schwägerin ist Jüdin. Die Spanier unter
Königin Isabella I von Kastilien haben das Emirat Granada
eingenommen, die letzte muslimische Bastion. Somit wird der Konflikt
aller Glaubensrichtungen eingewoben. Zuerst trifft es die Juden. Mit
dem Consejo de la Suprema y General Inquisición müssen Juden zum
Christentum konvertieren oder das Land verlassen. Später gilt das
Gesetz auch für die Mauren. Gut beschrieben wird, wie die christliche
Kirche sogenannte Marranen verfolgte. Ohne Unterlass wurden die
Zwangsgetauften überprüft, in wie weit die Conversos gute Christen
geworden sind. Der Häresie überführte Conversos wurden zum
Feuertod verurteilt und während sogenannter Autodafés öffentlich
auf dem Scheiterhaufen verbrannt. An dieser Stelle hätte ich mir ein
wenig mehr Einblick gewünscht. Der Teil wurde mir etwas zu
verharmlost.
Lea Korte versteht es, die maurische Kultur zu vermitteln. Alles in
allem ist dieser Roman zu empfehlen: Eine spannendes und
unterhaltendes Buch im geschichtlichen Gewand. Frau Korte hat recht
gut recherchiert und bringt die Zeit zum Ende der Reconquista gut
herüber. Allerdings lässt das Buch mehr oder weniger nur die Sicht
der Maurin zu. Mit dem christlichen Jaime und dessen Bruder, beide
aus hohem Stand, wäre die Möglichkeit dagewesen, auch die andere
Seite sprechen zu lassen. Innenpolitisch führte die Angst vor der
Macht der Inquisition zu einer tiefen Spaltung der spanischen
Gesellschaft. Frau Korte erwähnt den Verlust von Kultur und
Wissenschaft (Verbrennung der maurischen Bücher in Granada), ein
Frevel ohnegleichen. Miteinher lief aber auch ein grosser
wirtschaftlicher Verlust, da ein Grossteil der Bevölkerung vertrieben
oder getötet wurde. Nicht erwähnt werden die politischen
Hintergründe der Spanier, der Zusammenschluss der Reiche Aragon
und Kastilien zum Grossspanischen Reich unter Isabella, nicht
bedacht die Santa Hermandad (Gesetz, das die lokale und Polizei und
Justiz einschränkte), nicht genannt wird Crist
Col
. Die
Entdeckung Amerikas hatte auch Folgen für Spanien. Seitens der
christlichen Seite aus hätte der Leser sicher gern eine Einsicht
erhalten, zu verstehen, zu welchem Zweck dieses Gemetzel diente.
Die Person der Zahra erscheint mir im zweiten Band noch etwas
unglaubwürdiger als im ersten. Wir erleben eine halsstarrige Frau,
die grundsätzlich macht, was sie will und sich grundsätzlich gegen
ihren Mann wendet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass um diese Zeit
eine Frau es gewagt hätte, ihr gesamtes Leben in Rebellion zu
verbringen und dass es ein Jaime auch nur ansatzweise zugelassen
hätte. Ebenso hätte er es nicht erlaubt, seine Kinder muslimisch
erziehen zu lassen. Dem Vater oblag das Recht, die Religion für seine
Kinder zu bestimmen. Insbesondere hätte ein fürsorglicher Vater in
diesen Zeiten dafür Sorge getragen, dass seine Kinder „auf der
richtigen Seite“ gestanden hätten. Das Ende … das ist
Geschmackssache. Mir hätte es besser gefallen, wenn die letzte Seite
weggelassen worden wäre.
Insgesamt hat mir das Buch gefallen als kurzweilige Lektüre und ich
würde es verschenken.
Die Maurin von Lea Korte
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