Autorin
Sabine Ibing
Frauenbild in der Literatur heute -
Literatur prägt das Bewusstsein
Ich erinnere mich an ein Seminar in meinem Studium, in dem wir das
Gesellschaftsbild an Hand von Bilderbüchern und Schulbüchern
analysierten. Schon im Mathebuch kann man an Textaufgaben die
Unterschiede sehen:
Mutter backt Kekse ...
Vater recht Laub ...
Michaela und Ayshe spielen Murmeln (80-er) ...
Baggerführerin Ella braucht 3 Stunden um (DDR) ...
Ich will nun keinen Literaturrückblick auf die Geschichte geben,
vielleicht noch erwähnen, dass viele Frauen bis in die 80-er Krimis
unter männlichem Pseudonym schrieben, weil man behauptete,
Frauen können keine Krimis schreiben. Doch wenn ich mir die heutige
Literatur ansehe, stelle ich fest, dass die Welt für Frauen nicht größer
wird, wir derzeit sogar einen Rückschritt starten. Wo sind denn die
Wissenschaftlerinnen und Forscherinnen in unseren Büchern? Wo
sind Managerinnen und taffe Figuren, Frauen, die sich ihren Weg
bahnen? Wo sind die Schicksale von Frauen, die in die Ecke gedrängt
werden? Studium, Kindererziehung, keine Chance für beruflichen
Einstieg bei der Rückkehr in den Job, Pflege der Alten, Job nebenbei,
während der Mann Karriere macht. Nach der Scheidung bezieht er
eine gute Rente, sie lebt am Sozialhilfeniveau, weil sie zu wenig
eingezahlt hat. Es sind reale Geschichten.
Das will aber keiner lesen?
Verdrängung der Realität. Liebesromane, historische
Liebesgeschichten, Fantasyliebesromane, Chicklit, Hauptsache
Romantik, verklärte Welt, süße Badboys, die Frauen verarschen;
dürfen sie, sind doch süße Badboys ... Wollen wir das wirklich lesen?
Jeder soll lesen, was ihm gefällt. Ich kann nur für mich persönlich
sprechen. Nein, ich lese solche Bücher nicht!
In meiner Kindheit war unser Vorbild »Heidi« aus den Bergen, die eine
Züricher Familie aufmischte und »die rote Zora und ihre Bande«. Bei
der Generation meiner Tochter war es die freche »Biene Maja«, »Pipi
Langstrumpf«, »Momo«, »Lara Craft«. Schaut man heute in die
Kinderzimmer, ist alles rosa, »Prinzessin Lilifee«, »Barbie«, passend
dazu Lernsoftware, Computerspiele, Heftchen. Die Ansammlung von
Lippenstift, Lidschatten und Nagellack bei Mädchen unter 10
überschreitet wahrscheinlich das, was ich bis zum Lebensende
zusammensammeln werde. Da wundert man sich nicht, wenn auch die
Frauenliteratur voller schmachtender Barbies steckt.
Immer wieder hört man von Autorinnen, dass ihre Manuskripte
abgelehnt werden, wenn sie nicht ins Schema passen:
Handwerkerinnen, Agentinnen die sich mittels Kampfsport zu wehren
wissen (selbst James Bond bekommt seit Jahren eine
gleichberechtigte Partnerin beiseitegestellt), unsympathische
Frauenfiguren, die andere abzocken ...
Es wird sogar an der Kleidung von Protagonistinnen gemäkelt, sie
seien nicht feminin genug, müssen umgeschrieben werden. Da
Schriftstellerinnen nun mal von irgendwas leben müssen, sind sie oft
genug bereit, sich anzupassen, ungern. Mittlerweile geben Verlage
auch mal Vorgaben, was zu schreiben wäre, wie die Figuren
auszusehen hätten ... Beliebt ist auch die Taschentuch-Literatur,
Autobiografien über Krankheit und Tod und Autobiografisches, das
anleitet, wie man seine Speckrollen loswerden kann, Models,
Schauspielerinnen, die Frau erklären, wie man »hübsch« aussehen
kann. In Frauenzeitschriften findest du auf den ersten Seiten
Diättipps, wie du 20 Kilo verlieren kannst. Und auf den letzten Seiten
präsentieren sie dir leckere Menüs und Kuchen, schwerwiegende
Rezepte … Seit ich lesen kann, beobachte ich dieses Phänomen in
Frauenzeitschriften. Frauen, warum lasst ihr euch das gefallen?
Solche Magazine braucht die Welt nicht!
Gibt es in der Literatur noch Heldinnen wie Lara Craft? Gibt es taffe
Frauen, Wissenschaftlerinnen, Forscherinnen? Gibt es
Gesellschaftsliteratur über die täglichen Heldinnen? Es gibt sie, man
muss sie heutzutage leider suchen und man muss sich darauf
einlassen. Je mehr Literatur über starke Frauencharaktere gelesen
wird, umso mehr wird sie auch gedruckt werden. Die Verlage bringen
das heraus, was sie meinen, verkaufen zu können.
Liebe Verleger*innen, seid mutig! Bringt Bücher heraus, die nicht rund
sind, nicht dem angeblichen Mainstream entsprechen. Leider kommen
viele Bücher aus dem Ausland, es sind Übersetzungen. Denn ähnliche
Bücher von deutschen Schriftsteller*innen werden von euch
abgelehnt … läuft nicht … Seid mutig, die Leser*innen werden es
euch danken!
Wir Bloggerinnen stellen euch eine kleine Auswahl von Büchern vor,
die starke Frauenfiguren zum Thema haben. Oft sind es die kleinen
Geschichten, die uns beeindrucken, manchmal die großen. Aber stark
bedeutet nicht immer gut. Ihr findet hier eine bunte Mischung:
Historisches, Märchen, Krimi, die Geschichten aus dem täglichen
Leben. Lasst euch überraschen!
Vilen Dank an all die lieben Leute, die sich an dieser Aktion beteiligt
haben!
Sabine Ibing – 17.02.2017
Miss Terry von Liza Cody
Klappentext: Ein Reihenhaus nah am Fluss, mitten in der Stadt. Eine
ruhige kleine Straße. Für Nita Tehri scheint es gut zu laufen: Sie hat
Arbeit, eine hübsche Wohnung und einen sorgsam geregelten
Tagesablauf. Sicher, sie sieht ein bisschen anders aus als ihre
Nachbarn. Aber das ist kein Problem. Bis eines schönen Wintertags in
der Guscott Road ein Müllcontainer aufgestellt wird … weiter
Ira Ebner – 18.02.2017
Madame Mao von Anchee Minh
Klappentext: Im Gedächtnis vieler Menschen ist sie die weißknöchrige
Teufelin, ehrgeizig, unversöhnlich und grausam. Wer Madame Mao
wirklich war, bleibt Phantasie und Geheimnis. Dieser Roman erzählt auf
unvergleichlich brillante Weise die Geschichte einer Frau, die wie
keine andere in China eine ganze Generation geprägt hat und zu den
faszinierendsten Frauen des 20. Jahrhunderts gehört. Anchee Min
blickt tief in Madame Maos Seele und verleiht einer überaus
talentierten, leidenschaftlichen, zornigen Frau eine Stimme. weiter
Gastbeitrag von Ira Ebner hier
iraebner.blogspot.com
Angela Gaede – 19.02.2017
Der Fluch der Spindel von Neil Gaiman und Chris Riddell
Klappentext: Neil Gaiman und Illustrator Chris Riddell verweben zwei
Märchen in der Art von Schneewittchen und Dornröschen miteinander
und statten sie mit einer spannenden Handlung voll dunkler Magie
aus: Am Vorabend ihrer Hochzeit macht sich eine junge Königin auf,
eine Prinzessin von einem Fluch zu erlösen. Sie tauscht ihre feine
Hochzeitsrobe gegen Kettenhemd und Schwert und folgt ihrem
Zwergen-Hofstaat zu dem in Schlaf gefallenen Königreich. Doch die
Prinzessin, die gerettet werden muss, ist nicht, was sie zu sein scheint
... Prächtig illustriert mit Metallic-Druckfarbe und voll schwarzem
Humor das spektakuläre neue Meisterwerk von Neil Gaiman! weiter
Gastbeitrag von Angela Gaede hier
http://angelagaede.blogspot.de/
Manuela –20.02.2017
Auf eigenen Beinen: Eine vierfache Mutter startet in die
Selbständigkeit von Petra van Laak
Klappentext: »Das schafft die nie«, hieß es erst. Petra van Laak steht
alleine da mit den schlechtesten Voraussetzungen: vier Kinder, Jahre
aus dem Job raus, kein Kapital, kein Superhirn wie Steve Jobs. Kein
Arbeitgeber wollte die Alleinerziehende anstellen, und so gab es nur
eine Lösung: sich selbständig machen. Aber wie und mit was? Petra
van Laak schildert hautnah, wie sie ein Unternehmen gründete, von
dem sie heute ihre Familie ernähren kann. Mut machend, ehrlich und
authentisch. weiter
http://du-bist-was-du-liest.de/
Marie – 21.02.2017
Die Spuren meiner Mutter von Jodi Picoult
Klappentext: Die dreizehnjährige Jenna sucht ihre Mutter. Alice
Metcalf verschwand zehn Jahre zuvor spurlos nach einem tragischen
Vorfall im Elefantenreservat von New Hampshire, bei dem eine
Tierpflegerin ums Leben kam. Nachdem Jenna schon alle
Vermisstenportale im Internet durchsucht hat, wendet sie sich in ihrer
Verzweiflung an die Wahrsagerin Serenity. Diese hat als Medium der
Polizei beim Aufspüren von vermissten Personen geholfen, bis sie
glaubte, ihre Gabe verloren zu haben. Zusammen machen sie den
abgehalfterten Privatdetektiv Virgil ausfindig, der damals als
Ermittler mit dem Fall der verschwundenen Elefantenforscherin Alice
befasst war. Mit Hilfe von Alices Tagebuch, den damaligen Polizeiakten
und Serenitys übersinnlichen Fähigkeiten begibt sich das kuriose Trio
auf eine spannende und tief bewegende Spurensuche – mit
verblüffender Auflösung. weiter
http://www.vielleserin.de/
Ulrike Blatter – 22.02.2017
Puppensammler von Mila Lippke (Historischer Berlin-Krimi)
Klappentext: Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts: Die junge Cecilie
träumt einen für Frauen schier aussichtslosen Traum. Sie möchte
Medizin studieren. Dafür entflieht sie der Verlobung mit einem
Adeligen, läuft von zu Hause weg und landet schließlich im düsteren
Leichenkeller der Berliner Morgue als Assistentin des Gerichtsarztes
Hektor von Thorwald. Die Frauenleiche, die diesmal vor ihm auf dem
Seziertisch liegt, unterscheidet sich von den anderen Toten. Sie ist
schön, wie eine Puppe zurechtgemacht. Und es bleibt nicht die einzige
Tote, die derart präpariert aufgefunden wird. Eine Suche nach dem
Mörder beginnt, die Cecilie mit Abgründen der menschlichen Seele
und der adeligen Gesellschaft, aber auch mit ihren eigenen Gefühlen
konfrontiert ...
weiter
Gastbeitrag von Ulrike Blatter hier
https://ulrikeblatter.wordpress.com/
Tim Pröse – 23.02.2017
Gastbeitrag auf Literaturblog Sabine Ibing
Die befreite Frau – von Tim Pröse
10 000 ZWANGSPROSTITUIERTE leben in Deutschland. Jana Koch-
Krawczak war eine von ihnen. Nun erzählt sie, wie sie die Gier und
Gewalt der Männer erlebte, ihr Leben rettete – und ihr Glück fand.
Else Laudan - 24.02.2017
Interview mit einer Verlegerin
“In
fast
30
Ariadne-Jahren
hab
ich
Können
und
Erfahrung
im Verlegen politischer Krimis gesammelt, und ich bin stur”
„Meine
eigenen
Lesevorlieben,
mein
von
Soziologiestudium
und
Lebenserfahrung
geschulter
Verstand
und
mein
Gefühl
beim
Betrachten
der
Welt
sagen
mir,
dass
Aufklärung
nötig
und
das
Verbreiten
guter
politischer
Krimis
wichtig
ist.
Natürlich
müssen
sie
auch
gut
geschrieben
sein, sonst nützt es alles nichts.“
Weitere empfehlenswerte Bücher zum Thema:
Bienensterben von Lisa O’DonnellF
Meine geniale Freundin von Elena Ferrante
Ex und Hopp!: Wie ich über meinen Ex hinwegkam in 69 Dates von
Fräulein Jacky
Die Frauen von La Principal von Luís Llach
Ein wenig Glück von Claudia Piñeiro
Schnell, dein Leben von Sylvie Schenk
Krimis / Thriller
Vor dem Erben kommt das Sterben von Ulrike Blatter
Bitter Wash Road von Garry Disher
Die Hex ist tot von Monika Geier
Tante Poldi und die Früchte des Herrn von Mario Giordano
Klausjäger von Silvia Götschi
Der Schneeleopard von Tess Gerritsen
Totengrund von Tess Gerritsen
Das Sandmann-Projekt von Anette Hinrichs
Täuschung von Petra Ivanov
Die Entscheidung von Charlotte Link
Die Betrogene von Charlotte Link
Luzerner Todesmelodie von Monika Mansour
Lizzis letzter Tango von Anja Marschall
Der Teufel im Glas von Natalie Mesensky
Historisches
Der irische Löwe von Annelie Wendeberg
Die Spionin von Corinna Bomann
Cold Britannia von Ira Ebner
Das Seelenhaus von Hannah Kent
Die Maurin von Lea Korte
Das Geheimnis der Maurin von Lea Korte
Ewigkeitsfjord von Kim Leine
Zitronengarten von Helena Marten
Die letzte Zeugin von Glenn Mead
Die Siechenmagd von Ursula Neeb
Das Vermächtnis von Granada von Ulrike Schweikert
Der Jade-Palast von Raymond A. Scofield
Das Buch der Königin von Sabine Weigand
Die Seelen im Feuer von Sabine Weigand